Genre Guide "Rock"

Hier führe ich viele Genres auf die es gibt in der Musikwelt.

Meine Quelle war vor Monaten laut.de

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Antifolk
"In the high, hot years of the early 80's, a scene was born on what was then the Lower East Side, before capitalism made it hte East Village. They Called the Scene Antifolk. It was mostly made up of young people with guitars, writing angry songs about how fucked up the world is and sad songs about how hard it is to really love. In the beginning, they just play music for each other." (Melanie Bush, "Anti Fairy Tail", 1996)

Der Antifolk bezieht sich auf eine Folk-Bewegung der 60er in Greenwich Village - dem Bezirk, in dem sich heute das Sidewalk Café befindet - die sich als Folk Revival bezeichnete und etablierte. Bands wie Velvet Underground oder The Fugs brechen damals genauso mit herrschenden Konventionen wie die Beat Generation-Poeten William S. Burroughs und Allen Ginsberg. Musikalisch wird der Antifolk auch mit dem Naive Pop eines Jonathan Richman und Daniel Johnston in Verbindung gebracht.
Den Begriff Antifolk soll erstmals Billy Bragg als Beschreibung für seine Musik verwendet haben. Der Songschreiber und Musiker Lach gilt aber als eigentlicher Begründer und Namensgeber des Antifolk. Er macht ihn populär und sorgt dafür, dass man mit ihm eine eigene Szene rund um das Sidewalk Café in New York assoziiert.

1982 kommt Lach nach New York und beginnt, nachdem seine eigene musikalische Karriere nicht ins Laufen kommt, in verschiedenen Lokalitäten 'Open Mic Sessions' zu veranstalten. Lachs Ziel war es, einen Club zu etablieren, in dem alle Arten von Songwritern ohne stilistische Limitierung die Bühne erklimmen können. Lach strebt an, den klassischen Folk mit seinen mittlerweile spießigen und dogmatischen Tendenzen zu erweitern. Anfang der 80er, als in den USA Bands wie Black Flag, Minutemen und die Dead Kennedys aufkommen und in New York sowohl die No Wave-Szene rund um Bands wie DNA, The Contortions und Suicide wie auch die ersten Hip Hop-Bands boomen, gibt es für Lach kaum etwas Rückständigeres und Überflüssigeres als eine beharrlich an den 60ern festhaltende Folk-Szene.

Antifolk ist also nicht als eine Bewegung zu verstehen, die sich gegen Folk richtet, sondern als eine, die den Folk modernisieren will. "Antifolk ist für Folk das, was Punk für Rock gewesen ist", formulierte es Lach treffend.

Die Clubs als Veranstaltungsort wechseln im Laufe der Jahre, bis Lach 1994 seine Bühne im Sidewalk Café eröffnet, wo er für lange Zeit jeden Montag als Gastgeber fungiert. Diese Antifolk-Sessions betreibt er während der 80er und 90er Jahre mit einer gewissen Bescheidenheit, die dafür sorgt, dass weder sein Name noch der Begriff Antifolk über die Grenzen von New York hinaus bekannt werden. Doch schon zu dieser Zeit nehmen Künstler an den Sessions teil, deren Namen sich schnell verbreiten sollten, darunter Beck, Roger Manning, Cindy Lee Berryhill, Suzanne Vega, Brenda Kahn oder Michelle Shocked.

Bei diesen Sessions gibt es von Anfang an keine Vorgaben, schon gar nicht die, sich auf Gesang und Akustikgitarre zu beschränken. Aber eine Szene ist immer so experimentierfreudig und vital wie ihre Protagonisten und Protagonistinnen es sind. Daher ist der Antifolk der 80er und 90er durch seine eigene Limitierung sehr berechenbar; die Szene beschränkt sich vorerst auf eine Mischung aus Folk und Punk.

Erst um das Jahr 2000 erobert eine neue Generation das Sidewalk Café, die sich dem limitierten Stil widersetzt. Bands wie Dufus und die Moldy Peaches bringen Tröten und Blockflöten mit ins Café, Jeffrey Lewis untermalt seine Songs mit selbstgemalten Comics, Diane Cluck und Kimya Dawson hauchen ihre traurigen Songs ins Mikro.

Das sympathische Plattenlabel Rough Trade Records reagiert 2002 auf die wachsende Popularität und veröffentlicht zwei von Adam Green und Kimya Dawson zusammengestellte Antifolk-Sampler, die erstmals einen breiten Überblick über die vielgestaltete Songwriter-Szene des Sidewalk Cafés gibt.

Will man den Antifolk auf einen gemeinsamen Nenner bringen, so ist es wohl der, dass die Szene nach Zusammenhalt und nichts in ihrer Musik nach Perfektion strebt, dass Dilettantismus und kindliche Naivität bewusst gepflegt werden, was eine intime Authentizität zur Folge hat, die die kommerzielle Poplandschaft nicht bietet. Stets wird etwas eingeklagt, was der Welt abhanden gekommen zu sein scheint - Zuneigung und gegenseitiger Respekt.
 
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Black Metal
 
Die Pandas sind los. Und zwar aufs heftigste. Wie man dazu auch immer stehen mag, Fakt ist, dass sich die Musiker dieser Szene vor allem durch ihre Schminkgewohnheiten auszeichnen. Im Black Metal scheinen schwarz/weiß geschminkte Gesichter obligatorisch zu sein. Das Prinzip der Gesichtsbemalung dürfte seinen Ursprung wohl bei Kiss und oder King Diamond bzw. Mercyful Fate haben, letzterer wird übrigens oft als musikalisch und textliche Inspirationsquelle angegeben. Musikalisch zeichnet sich der Black Metal durch den kreischenden "Gesang" und hohe Geschwindigkeit aus, wobei das Tempo in letzter Zeit nicht mehr unbedingt zu den Trademarks zu zählen ist. Trotz musikalischer Parallelen zum Death-Metal unterscheiden sich die beiden Stile vor allem durch den häufigen und atmosphärischen Einsatz des Keyboards, welches im Death Metal lange Zeit verschmäht wurde. Im Black Metal spielt es jedoch eine tragende Rolle.

Dass die Wurzeln von Black und Death Metal recht nah bei einander liegen, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass viele Vertreter beider Genre Bands wie Venom, Destruction, Bathory und auch Black Sabbath als Background angeben. Textlich werden häufig paganistische oder antichristliche Themen behandelt, wobei vor allem Bands aus dem nordeuropäischen Bereich auch gern alte Wikinger-Riten wieder aufleben lassen. Die schwedischen, norwegischen und finnischen Wälder und Landschaften sind zentrale Themen, deren sich Acts wie Immortal oder Emperor öfters annehmen.
Für langjährige Vertreter dieser Zunft, wie Cradle Of Filth, sind der Vampirismus und auch einige historische Schauergeschichten Quelle für ihre lyrischen Ergüsse, wie sich unschwer aus Namen wie Siebenbürgen oder schon erwähnten Bathory (Lady Bathory war eine Gräfin, die im Blut von Jungfrauen badete um ewig jung zu bleiben) erkennen lässt.

Wie in allen anderen Metal Stilen auch musste sich der Black Metal anderen Einflüssen öffnen, um nicht zu stagnieren und um überlebensfähig zu bleiben. Dies führte natürlich dazu, dass den erfolgreicheren Bands wie Dimmu Borgir und Cradle of Filth von Seiten der alten Fans kommerzieller Ausverkauf vorgeworfen wurde und es auch an Trittbrettfahrern keinen Mangel gab. Nichts desto Trotz ist die Black Metal Szene immer noch recht ansehnlich, auch wenn sie sich langsam aber sicher wieder gesund schrumpft.
 
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Blues
 
Am 10.08.1920 erschien der Begriff 'Blues' zum ersten mal im Kontext einer Schallplatte, welche den Namen 'Crazy Blues' trug und von Perry Smith gesungen wurde. Der Blues, wie wir ihn heute kennen, ist gegen Ende des 19. Jhds. im Mississippidelta entstanden. Seine Wurzeln liegen in der europäischen und afrikanischen Volksmusik, welche von den nordamerikanischen Sklaven zu einer eigenständigen musikalischen Form weiterentwickelt wurden.

Die Texte des Blues dienen vor allem der Bewältigung der afroamerikanischen Alltagserfahrungen, die zugleich die potentiellen Erfahrungen eines jeden sein könnten. Nachdem der Blues in den zwanziger Jahren durch die Schallplatte eine rasche Verbreitung bis hin nach Europa erfährt, beginnt das Genre sich ebenso rasch weiterzuentwickeln.
Der statische, bis in die 70er archaische Reste bewahrende Country Blues, entwickelt sich zum City Blues, der auch als die Kabarettversion des Blues bezeichnet wurde, da er vor allem von den Angehörigen einer schwarzen Bildungsschicht konsumiert wurde, die ihre Treffpunkte im Amüsiermilieu hatten. Zu den bekanntesten BluessängerInnen der ersten Stunde gehören Bukka White, Ma Rainey, Blind Lemon Jefferson, Mamie Smith, Big Bill Broozy, Billie Holiday, Roosevelt Sykes, Bessie Smith und Huddie "Leadbelly" Ledbetter.

Weiterentwickelt wurde der City Blues u.a. von Joe Turner, T-Bone Walker, Muddy Waters, Howlin' Wolf und Willie Dixon, welche Rockelemente und vor allem die elektrische Gitarre in den Blues brachten. In den letzten Jahren haben vor allem Bands wie The Jon Spencer Blues Explosion, Sister Double Happiness oder Jack O'Fire mit ihrer unbekümmerten Interpretation des Blues dafür gesorgt, daß in dem Genre immer noch ein frischer Wind weht.
 
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Death Metal
 
Von vielen oft belächelt, darf der Death-Metal als Weiterentwicklung des Thrash-Metal angesehen werden. Viele Vertreter des Genres berufen sich auf Bands wie Slayer oder auch deutsche Acts wie Destruction und Sodom.

Hauptmerkmale des DM sind die um mehrere Halbtöne herunter gestimmten Gitarren und der "Gesang". Der Begriff "Death Grunts" (engl. "Grunzen" ) bezeichnet eine Lautäußerung, welche auch der schlecht gelaunte Nachbarshund mal gerne hören läßt. Drums in Hasenfickmanier und spieltechnisch komplexe Arrangements zeichnen Bands wie "Cannibal Corpse" oder "Obituary" aus.
Textlich werden häufig plakative Opferungen oder andere Splatterlyrics verwendet, was bei einigen sogenannten "Fans" zu der ein oder anderen spontanen Kirchen-entzündung führte. Satan, Belial, Darth Vader, was auch immer, Hauptsache dunkel, morbide und weit weg vom Christentum. Diese Vorliebe führte dazu, dass Bands aus diesem Teil der Musikgeschichte gerne und schnell als Spinner abgetan werden, was ihrem musikalischen Können jedoch selten gerecht wird.

Ursprünglich war der Einsatz von Keyboards verpönt, seit längerem bieten sie aber die einzige Möglichkeit, aus der kreativen Sackgasse zu entkommen. Auf Dauer ist das Streben nach größtmöglicher Geschwindigkeit und musikalischer Brutalität wohl eher unbefriedigend. Folglich schlagen mehr und mehr DM-Bands der ersten Stunde neue Töne an und entfernen sich von ihren Wurzeln, um melodischere (Sentenced), elektronischere (Paradise Lost), oder rockigere (Entombed) Wege einzuschlagen, was die alten Fans mit mehr oder weniger Wohlwollen registrieren.

Wem der Death-Metal noch nicht extrem genug ist, der findet seine musikalische Erfüllung vielleicht im Grind-Core oder im Black-Metal.
 
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Deutschrock
 
Es ist so eine Sache mit deutschsprachiger Rockmusik. Von den einen verehrt, wobei die Besucher-Zahlen eines Pur-, Herbert Grönemeyer oder Tokio Hotel-Konzertes eine deutliche Sprache sprechen. Von den anderen stets mit einem Nase-rümpfen goutiert und nicht so richtig ernst genommen. Was hat es also auf sich mit dem Phänomen Deutschrock?

Erst einmal sei festgehalten, dass das Spektrum der Deutschrocker und -rockerinnen eine weite musikalische Landschaft abbildet. Seit 1970 lebt uns einer der ersten Deutschrocker, Peter Maffay, das rockige Leben auf Bühne und Motorrad vor. Und unsere Mütter schmachteten. Maffay und Westernhagen, die sich (auch) öffentlich auf die Rolling Stones berufen, lehnen sich musikalisch an die US-Vorbilder an. Einer wie Udo geht lieber eigene Wege. Später wurde von Bands wie BAP, Schwoißfuaß, Haindling oder Wolle Kriwanek der deutsche Mundartrock erfunden. Marius-"gegen den Rest der Welt"-Müller Westernhagen und Herbert-"U-Boot Offizier"-Grönemeyer füllten als erste mit Deutschrock große Stadien. Doch damit waren sie nur die ersten. Inzwischen gelingt das auch Pur und Tokio Hotel.
Neben Peter Maffay, der seit langem mit seinem Schlagerimage kämpft, sind auch Ton Steine Scherben für das Genre und die Bezeichnung Deutschrock prägend. Ihr anarchistischer 70er-Jahre Rock prägte eine ganze Generation. "Der Traum Ist Aus", denn die radikalen und heute wohl etwas plakativ erscheinenden Texte unterstützen damals das 68er-Zeitgefühl. Stark kontrastierend zu dem 70er Heile-Welt-Schlager-Krams (Heintje, Roy Black und ähnliche Dieter Thomas Heck Stammgäste) wirkt die Band gerade richtig um die linke Identifikationsplattform einer rebellischen und verzweifelten Generation zu werden. Zu den vielen überlieferten Anekdoten zählt die legendäre WDR-Show, in der der Manager der Band mit einer Axt den Studio-Tisch zertrümmert und die WDR-Mikrofone einsteckt.

Auch Udo Lindenberg darf im Bezug auf die 70er und im Zusammenhang mit Deutschrock nicht fehlen. Sein Panik-Orchester feiert ab 1973 den Erfolg auf der "Andrea Doria". 1974 wird "Rudi Ratlos" zur Single und "Ball Pompös" zur LP des Jahres gewählt. Bei einer Umfrage kennen kurze Zeit später 71% der Bevölkerung Udo Lindenberg als den bekanntesten Deutschrock-Interpreten. 1983 darf er im Palast der Republik in Ostberlin auftreten, 1985 bei den Weltfestspielen in der Sowjetunion. Der bekennende Sozi bändelt mit Erich Honecker an, der erste Vorsitzende revanchiert sich 1987 mit einem Besuch bei Udo in Wuppertal für die medienwirksame Schenkung einer Lederjacke. Zur lange geplanten Tournee durch die DDR kommt es aber erst nach dem Fall der Mauer 1989. Ende der Siebziger betritt Marius Müller-Westernhagen die Deutschrockbühne. Sein authentischer Auftritt mit "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" überzeugt 1977 aus dem Stand.

Trotz der Gemeinsamkeit der geografischen Herkunft ist Deutschrock keinesfalls mit Krautrock zu verwechseln. Dort ist 'psychedelisch' das Wort der Stunde. Für eine gehörige Portion Bewusstseinserweiterung lassen sich die Krautrock-Musiker gern von toxischen Substanzen inspirieren. Das bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf den musikalischen Output. Mal davon abgesehen, dass man sich auf LSD fühlt, als sein man das Zentralsexualorgan des Universums, erhöht Lysergsäurediethylamid auch das Kreativitätspotential um sagenhafte 980%. Kein Wunder also, dass just zu der Zeit, als alle halbwegs hippen Menschen Timothy Leary lesen, sich eine Musik Bahn bricht, die das Potential der Bewusstseinserweiterung voll auszuschöpfen weiß. Zu Krautrock gehören Namen wie Faust, Amon Düül, Ash Ra Tempel, Tangerine Dream, Embryo, Guru Guru, Kraan, Kraftwerk, Cluster, Neu! und Popol Vuh. Zwischen Krautrock und Deutschrock liegen sozusagen Welten, deren Trennlinie entlang der Legalität der verwendeten Drogen verläuft.

In den Achtzigern mischen Die Toten Hosen und Die Ärzte erstmals die Szene auf. Die politischen Ideale der 70er sind nun Schnee von gestern und man engagiert sich gegen Atomkraftwerke, Endlager, sauren Regen und den kalten Krieg. Es schlägt die Stunde von BAP, Herbert Grönemeyer, Ina Deter und auch Udo Lindenberg bleibt im Rennen. Ebenfalls ganz vorne mit dabei: Spliff und Nina Hagen. Mit der Neuen Deutschen Welle, die in den 80ern durch Deutschlands Clubs fegt und über eine mächtige Fanbase verfügt, hat das alles natürlich gar nichts zu tun.

"Für weitere gesellschaftliche Anliegen wird auf dem Höhepunkt des Deutschrock ebenso das Wort ergriffen. Ina Deter lanciert ihren Emanzipations-Hit "Neue Männer Braucht Das Land". Klaus Lage beschreibt in Songs wie "Monopoly" den Untergang der Arbeiterklasse. Natürlich wird auch das alte Rock'n'Roll-Thema Liebe bei all den sozialen Problemen weiterhin thematisiert. So schreibt Herbert Grönemeyer 1984 mit 'Flugzeuge Im Bauch' einen Riesenhit voller Liebesschmerz, genauso wie der Ex-Ton Steine Scherben-Sänger Rio Reiser zwei Jahre später mit 'Junimond'", berichtet über diese Zeit musicline.de.

Puren Deutschrock halten die Neunziger bereit, denn Hartmut Engler und seine schwäbischen Mannen erobern die Herzen der Fans. Als 1993 "Seiltänzertraum" erscheint, gelingt Pur mit einer Doppel-Platin- Auszeichnung der ganz große Wurf. Zwei Jahre später sind sie erneut 'On The Top'. 500.000 Exemplare ihres Albums "Abenteuerland" sind bereits vor der Veröffentlichung vorbestellt. Während der einjährigen Tour kommen mehr als eine Million Menschen zu den Konzerten. Im neuen Jahrtausend beackern Juli, Wir sind Helden, Jennifer Rostock, Tokio Hotel und viele andere das Feld der deutschsprachigen Rockmusik.

Aber ist das noch Deutschrock?
 
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Folk
 
Auch wenn Folk als Begriff aus dem Englischen stammt und Volk bedeutet, sollte Folkmusik nicht mit Volksmusik übersetzt werden. Folk hat einen ganz anderen Stellenwert und meint etwas komplett anderes als Volksmusik oder gar volkstümliche Musik. Das, was in Deutschland als Volksmusik produziert wird, propagiert gerne eine heile Welt mit bürgerlichen Werten und grenzt sich deutlich vom hier gemeinten Folkmusik-Verständnis ab.

Ursprünglich leitet sich die Bezeichnung Folk aus Folklore (engl. Lore = Überlieferung) ab. Im Sinne der Volkskunde umfasst Folklore die mündlich tradierten Überlieferungen (Erzählungen, Märchen, Fabeln, Geschichten) eines Volkes. Die Genrebezeichnung Folk beschreibt dementsprechend Musik, die ihren Ausgangspunkt in der Volksmusik der jeweiligen Länder hat.
In den USA wird Folk eher mit einer politischen Werthaltung verbunden, mit dem links-orientierten Tramp, dem sogenannten "Hobo", einem durchs Land ziehenden bärtigen Gesellen, wie Folk-Legende Woody Guthrie ihn durch seine Biographie weltberühmt machte. In Europa folgt das Wiederentdecken der eigenen musikalischen Traditionen keiner politischen Motivation. Dies verdeutlicht anschaulich der Irish Folk, der sich seltenst politisch engagiert.

In Amerika ist der Folk die Musik schottischer, irischer, osteuropäischer, jüdischer und auch afrikanischer Einwanderer, die die Rhythmen und die Melodien aus ihren Herkunftsländern mitbringen. Auf dem neuen Kontinent beginnen sich die Stile jedoch sehr schnell zu vermischen. Gerade im Einwanderer-Land USA fällt es daher schwer, von einem 'reinen' Folk zu sprechen.

Ein schönes wie auch kurioses Beispiel dieser Vermischung findet sich in der Cajun-Musik, benannt nach den Cajuns - französische Siedler, die sich vorwiegend in Louisiana niederließen. Ihr Dialekt setzt sich aus altmodischem Französisch, Englisch, Spanisch und Indianersprachen zusammen. Diese Mixtur findet sich auch in der von Akkordeon, Fiedel, Löffeln und Gitarren begleiteten Musik wieder, dem die farbige Bevölkerung noch einmal eine ganz besondere Note verpasste: Deren Musik, der Zydeco, verbindet Cajun und Blues.

Seit den 1950er Jahren, der Blütezeit von Pete Seeger, Woody Guthrie und den Weavers, gilt Folk als Sprachrohr der Linken. Guthrie und Seeger bezeichnen sich selbst als Sozialisten und setzen sich in ihren Songs für Außenseiter und Unterdrückte aller Art ein. Guthrie schreibt Kolumnen für linke Zeitungen, Seeger tritt auf diversen Gewerkschafts- Veranstaltungen auf. Beide haben in den 50ern unter dem republikanischen Senator McCarthy zu leiden, der zwischen 1950 und 1954 den Senatsausschuss zur Untersuchung 'unamerikanischer Umtriebe' leitet - eine Abteilung, die regelrecht zur Kommunistenjagd im Land aufrief. Aus diesem Grund werden die Platten von Seeger und Guthrie zeitweise vom Markt genommen. Das Protest-Image, dass dem Folk dank dieser Vorreiter anhaftet, sollte bei kommenden Generationen Bestand haben.

In dieser Zeit wird auch der afro-amerikanische Schauspieler und Sänger Harry Belafonte - wenn auch thematisch zurückhaltender - durch seine Versionen karibischer Volkslieder zum Star.

Der Folk als musikalische Stilrichtung steht in engem Zusammenhang mit gesellschaftlichen Umbrüchen in den USA. Das Augenmerk der American Folk-Bewegung liegt dabei auf den politischen und sozialen Problemen dieser Zeit. In den 60ern entwickelt sich die Bürgerrechtsbewegung und die Anti- Vietnamkriegsbewegung, seit circa 1970 die Frauenrechtsbewegung, Diese Themen werden aufgegriffen und reflektiert in Liedern wiedergegeben - Musik als Medium für Sozialkritik.

Bis heute wird American Folk mit einem linken und liberalen Weltbild in Verbindung gebracht. Aber nicht nur in Amerika bildet sich zu jener Zeit eine Folkszene aus. Auch Deutschland erlebt in den 1950er und 1960er Jahren eine Welle von Liedermachern, die in der Tradition eines Guthrie und Seeger stehen, darunter Hannes Wader, Hein und Oss, Walter Mossman und Franz-Josef Degenhardt. Wenn man denn Parallelen zum US-Folk ziehen will, dann wird man am ehesten hier fündig.

Später machen in Deutschland Bands wie Ougenweide und Zupfgeigenhansel auf sich aufmerksam, aber auch in England, Irland, Skandinavien, dem Balkan und Frankreich besinnt man sich der eigenen Traditionen und verhilft dem Folkrock zu einem regelrechten Boom - vorgetragen mit typischen Instrumenten wie Mundharmonika, Flöte, Fiedel oder dem Dudelsack. Der europäische Folk bildet in diesem Zusammenhang eine eigene Identität aus, die bis heute Bestand hat, auch wenn sich Folkmusik heutzutage in vielfältigsten Zusammenhängen als popmusikalischer Mainstream offenbart.

Der American Folk lässt sich trotz seiner politischen Positionierung nicht generell vor den Karren von linken Gewerkschaften, Parteien oder Ideologien spannen. Als es im Amerika der 60er zu einer neuen Folkwelle (Joan Baez, Donovan, Melanie etc.) kommt, schert ausgerechnet deren berühmtester Newcomer aus und verabschiedet sich vom klassischen Protestsong. Wer Botschaften habe, so sagte Bob Dylan scherzhaft in einem Interview, der solle keine Musik spielen, sondern sich an ein Telegraphenamt wenden. Ab Mitte der 60er experimentiert Dylan in seinen Texten mit den unterschiedlichsten lyrischen Stilen. Er vermischt gesellschaftliche und private Themen, Traum und Realität, Dokumentarisches und Surreales. Musik ist für ihn nicht mehr nur Ausdruck des guten und reinen Gewissens, sondern verkörpert nun vielmehr die eigene Künstler- und Bohéme-Existenz in all ihren bewusst gelebten Widersprüchen.

Wenn man die Szene der Singer und Songwriter in Amerika betrachtet, fällt auf, dass die verschiedensten Ansätze - vom Protestsong über Antifolk bis zum eigenweltlichen Sprach-Kosmos - koexistieren (z. B. Adam Green, Sufjan Stevens, Conor Oberst, Ray LaMontagne). Bemerkenswert ist jedoch, dass es durch die reaktionäre Politik unter George W. Bush zu einer Renaissance des Protestsongs kommt, nachzuhören bei Ani DiFranco, den Creekdippers, Bruce Springsteen, Neil Young oder Steve Earle. Musiker wie Adam Green bevorzugen dem gegenüber den assoziativen, literarischen Stil eines Bob Dylan, wenn auch auf originelle, cartoonhafte Weise. Andere wiederum - darunter Bands wie Lambchop, Bonnie "Prince" Billy oder Calexico - ziehen die narrative Form vor. Sie erzählen Geschichten, die von Einzelschicksalen handeln, über die sich Politisches mit Privatem verbindet.

Auch stilistisch ist das Genre Folk nicht mehr eindeutig einzugrenzen. Seit Bob Dylan 1965 auf dem "Newport Folk Festival" mit E-Gitarre und Bandbegleitung auftritt, geht die Gleichung von Folk und akustischen Instrumenten nicht mehr auf. Der Folk lässt sich nicht vereinnahmen. Die Übergänge zwischen Folk und Rockmusik sind schon seit langem fließend geworden. Dasselbe gilt für Folk und Punk, wobei der letztere natürlich nur eine Spielart der Rockmusik ist. Elemente der Folkmusik leben auch in anderen Stilrichtungen fort, wie z.B. im Alternative Country, dem sich Bands wie Okkervil River, Granfalloon Bus oder Victoria Williams zuordnen lassen.
 
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Folk Metal 
 
Auf der musikalischen Genre-Landkarte ganz dicht neben Viking Metal befindet sich der Folk Metal. Wie so oft, ist eine klare Grenzsetzung, und damit Schubladisierung, nicht möglich. Klar ist, dass die Viking Metaller Bathory 1983 ihre Boote von einem schwedischen Hafen in Bewegung setzen und seither folkloristisch geprägten Metal auch in anderen Ländern an die Mannen und Weiber bringen.

Anderen Überlieferungen zufolge sticht der Folk Metal von England aus in See. Das dortige Auslaufbecken schimpft sich Skyclad und stammt aus dem nordenglischen Städtchen Newcastle upon Tyne. 1991 veröffentlichen die Briten das Album "The Wayward Sons Of Mother Earth", was Elemente keltischer Folklore mit Thrash-Metal- Ingredienzien vermengt.
Wo auch immer der Ursprung sein mag, Folk Metal-Bands setzen ihre landestypische Geschichte in Szene, oft versehen mit alten, überlieferten Liedern, Gedichten und Sagen. Musikalisch spielen neben deutlich wahrnehmbarem Gesang alle erdenklichen, tradierten Instrumente eine wichtige Rolle. Flöten, Pauken, Trommeln, Fideln und sonstiger Folk-konnotierter Kram unterstützt die Wald- und Wiesenatmosphäre hervorragend und ist prägendes Stilmerkmal. Das kann sowohl spirituell und besinnlich, als auch fröhlich-feiernd klingen und den Met-Konsum in ungeahnte Höhen schrauben. Inwieweit zwischen all diesem halb-esoterischen New Age-Kram "harte Metalklänge" eine Verwendung finden, ist von Band zu Band unterschiedlich.

Differenziert werden können die jeweiligen Vertreter der Folk Metal-Gattung nach ihrem kulturellen Einfluss. Von der Historie des hohen Nordens gelenkt sind Kapellen wie Korpiklaani, Finntroll und Lumsk. Primordial oder Skyclad hingegen geben den keltischen Mythos wider, der gelegentlich auch als Celtic Metal durchgeht. Begibt man sich auf der Landkarte weiter gen Osten, stößt man auf die progressiven Orphaned Land. Sie binden, entsprechend ihrer Herkunft, israelische Folklore ein. Nicht ganz so weit östlich hausen die lettischen Skyforger. Bei 'echten' Viking Metal- und Celtic Metal-Bands ist der Metal-Einfluss oft stärker ausgeprägt, als bei reinen Folk Metal-Gruppen.

Massentauglich, weil locker-rockig, setzen In Extremo und Subway To Sally das folkloristische Konzept um, hier bekannt als Mittelalterrock. Unter dem Label Pagan Metal firmieren Folk-Metal-Bands, die heidnische und vorchristliche Kulturgeschichte musikalisch und textlich thematisieren.
 
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G-Funk
 
"Where Rhythm Is Life And Life Is Rhythm" (Warren G).

Wo das sein soll? An Amerikas Westküste natürlich! Dort wo die Grooves lässig am Strand entlang dümpeln und die Hooklines samtweich die Gehörmuscheln umschmeicheln. Dort, wo schon die Beach Boys ihrer extrem relaxten Leichtigkeit des Seins frönten ist auch der G-Funk zuhause.
Dr. Dre ist der Daniel Düsentrieb des G-Funk. Auf dessen 92er Album "The Chronic" wird der Name G-Funk zum ersten Mal erwähnt. So richtig erfolgreich wird er zwei Jahre später durch Warren G. Er schafft 1994 mit seiner Hit-Single "Regulate" einen wahren Mythos. Das dazugehörige Album "Regulate... G Funk Era" und die Auskopplung steigen bis auf Platz zwei der Billboard Charts, erobern auch die europäischen Hitlisten im Sturm und sorgen für einen ausgelassenen Partysommer.

Das Konzept, zum Album gleich einen neuen Stil mitzuliefern, funktioniert nicht nur bei Warren G. Vorgemacht hat es P-Funk-Begründer George Clinton. Sven Väth erschafft Goa, die Red Hot Chili Peppers definieren Crossover, Portishead und Massive Attack erfinden Trip Hop und als jüngstes kreiert Craig David 2 Step.

Für den Hype um die G-Funk-Ära sind aber auch andere Künstler zuständig. Die Leute die zusammen mit Dr. Dre und Warren G im Studio rum hängen, sind natürlich mitverantwortlich. Namentlich darf sich deshalb die Dogg-Clique um Snoop Dogg und Nate Dogg zu den Wurzeln des G-Funk-Stammbaumes zählen. Zur näheren Verwandschaft gehören 2 Pac und The Notorious B.I.G. und die Eleven Reel Tight, Da 5 Footaz, Jessica, Foesum und die Twinz.

Auf gut abgefederten Funk mit Luftkissenbeats setzt sich ein schmeichelnder Rap. Tracks wie aufpolierte Ami-Schlitten, built for comfort, not for speed. So ähnlich beschreibt ein Musikkritiker den Sound. Noch Fragen?
 
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Gothic 
 
Als Ian Curtis, charismatischer und ein bisschen verrückter Sänger der britischen Band Joy Division, 1980 Selbstmord beging, war Gothic noch längst kein eigenes Genre und doch hatte es bereits eine seiner wichtigsten Ikonen verloren. "A house somewhere on foreign soil, Where ageless lovers call, Is this your goal, your final needs, Where dogs and vultures eat, Committed still I turn to go." Mit dunklen Lyrics wie diesen und einer spartanischen musikalischen Umsetzung trafen Joy Division die Gefühlslage derer, die sich Ende der 70er enttäuscht vom Punk abwandten um sich der melancholischen Seite des Lebens zu widmen.

Waren den ersten Bands wie Bauhaus, Siouxsie & the Banshees oder auch The Cure in den Anfangstagen ihre punkigen Wurzeln durchaus noch anzumerken, so entwickelten sie zusehends eine eigene Ästethik. Romantische Todessehnsuchtsliteratur, mittelalterliche Architektur und alles was sich sonst mit Mystik und Tod in Verbindung bringen lässt, waren und sind die Quellen aus denen Gothic sich speist. So kommen demjenigen der heute an Grufties denkt recht schnell weiß geschminkte Gesichter, auftoupierte Frisuren, ausladende Rüschenhemden und spitzzulaufende Schnallenschuhe in den Sinn. Dank dem Input von der britischen Insel hatte Gothic einen wichtigen Anteil am Boom der Independent Labels.
Bands wie The Cure, The Sisters of Mercy oder The Mission schafften es mit ihrem gitarren-getragenen Gothic Rock bis in die Charts und machten "Temple of Love" (The Sisters of Mercy) oder "Boys Don't Cry" (The Cure) zu Tanzflächenfüllern nicht nur wo Schwarzkittel den Dancefloor betraten. Bei den Wavern und Grufties jenseits des großen Teiches standen vor allem Christian Death hoch im Kurs. Bis Ende der 80er mit Faith and the Muse und London After Midnight neue Bands das Erbe von Valor und Rozz Williams antraten. In Europa wurden die 80er Jahre mit verstärkt elektronischen Sounds beschlossen.

Die Gitarren wurden zum Großteil in die Mottenkiste verbannt oder verloren ihre dominante Stellung im Gothic-Sound. EBM (Electronic Body Music), Industrial und Dark Wave hießen die Kinder der Gothicpioniere. Sie antizipierten das kommende Technojahrzehnt mit ihrer Vorliebe für Sampler, Drum-Machines, Vocoder und einer martialischen Ästhetik. Fortan wurden im 4/4 Takt zu Front 242 oder Project Pitchfork die Stiefel in den Dancefloor gestampft oder das Waverhaar schüttelte sich zu Ministry’s "Jesus Built My Hotrod2.

Doch die Untoten, wen wundert's, feierten ihre herbei gesehnte Wiedergeburt. Kurz vor dem Sprung ins neue Jahrzehnt waren mit Bauhaus, The Sisters of Mercy und The Mission die Crème de là Crème der alten Helden wieder live zu sehen.
 
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Grind Core
 
Kennt noch jemand Carcass? Sollte man eigentlich, schließlich waren sie tonangebend in der wohl extremsten Spielart des Metal. Wenn vom Grind Core die Rede ist darf aber auch keinesfalls Napalm Death vergessen werden. Dieses Genre wurde von Scheiben wie "Scum" (Napalm Death) oder "Reek Of Putrefaction" (Carcass) geprägt, um nicht zu sagen erschaffen. Der Grind Core ist schnell, schneller als Speed-, schneller als Death-, schneller als Black-Metal. Harmonien, Melodien, alles was in der Regel mit Musik zu tun hat, ist im Grind Core sekundär. Was zählt ist die Brachialität und Geschwindigkeit. Wenn man ganz nebenbei noch das Bürgertum durch Splatter-Texte und Cover schockieren konnte, war das ein durchaus erwünschter Nebeneffekt. Der Einfluss oben genannter Bands kann gar nicht genug gewürdigt werden, so kann man beinahe alle herausragenden Bands in diesem Genre irgendwie mit Napalm Death und Carcass in Verbindung bringen.

Sei es Righteous Pigs, Godflesh oder Terrorizer, irgend ein Ex-Mitglied der Godfathers of Grind hat mal mitgelärmt. Die Tatsache, dass sich Napalm Death und vor allem Carcass recht weit von ihren Wurzeln entfernt haben und inzwischen melodiösere, komplexere Sachen spielen, legt den Schluss nahe, für Grind Core müsse man musikalisch nichts drauf haben. Das stimmt jedoch nur bedingt. Jeder der mal versucht hat in extremer Geschwindigkeit Schlagzeug, Bass oder Gitarre zu spielen wird bestätigen können, das es verdammt hart wird, exakt zu bleiben. Nichts desto Trotz scheint Grind Core eher so etwas wie eine Jugendsünde zu sein. So gut wie keine Band die mehr als drei Alben veröffentlicht, bleibt dem Splatter-Sound treu. Die musikalische Entwicklung bzw. Entfaltung ist doch stark eingegrenzt. Wie auch immer, Alben wie "Scum" oder "Reek...." mit original Cover sind heute begehrte Sammlerstücke und bestimmt auch ihr Geld wert.
 
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Hardcore
 
Was Punk in den 70ern war, ist der Hardcore in den 90ern. Wurde der Begriff ursprünglich nur im Zusammenhang mit heftigen Kopulierungsversuchen verwendet, brachte ihn die Musikszene in Zusammenhang mit dem, was Bands wie die Cro-Mags, Sick Of It All, Agnostic Front, auch die Suicidal Tendencies und Minor Threat so von sich gaben bzw. geben. Heute wird der Begriff auch auf ganz andere Musikgenres ausgeweitet und hat im Techno-Bereich seine eigene Bedeutung.

Hardcore war und ist die amerikanische Antwort auf die englische Punk-Szene. Ohne Punk wäre mit Hardcore und auch mit Metal, nicht allzu viel los. Zum größten Bekanntheitsgrad schaffte es der New York Hardcore, für den sich die oben Genannten im höchsten Maße verantwortlich zeichneten. Wie eng Metal und Hardcore im New Yorker Underground verbunden waren, zeigte sich an Bands wie Overkill oder Nuclear Assault, die immer wieder Songs alter Punk- und Hardcore-Bands coverten und auch mit ihnen zusammen auftraten. Doch auch Bands wie Dead Kennedys mit ihrem ehemaligen Sänger Jello Biafra oder Bad Religion werden gerne als Hardcore bezeichnet.
Textlich nehmen die meisten Bands die Vorlagen des Punk auf und lassen keinen Zweifel daran, was sie von Staat und Gesellschaft halten. Sozialkritische Inhalte und das Leben auf der Straße, zumindest am Rande oder außerhalb der Gesellschaftsnorm, sind die Regel. Die Musik ist, ähnlich wie beim Punk, simpel strukturiert, steht jedoch deutlich über dem Drei Akkorde-Geschrammel der Sex Pistols. Außerdem treten auch immer wieder Künstler wie eben Jello Biafra oder Henry Rollins, der früher bei Black Flag sang, auch ohne ihre Bands auf und halten sogenannte Spoken Words-Vorlesungen, in denen sie ihre politischen und gesellschaftlichen Ideale vertreten und das meistens sehr direkt (aber auch mit sehr viel Hirn)!

Ein Begriff, der untrennbar mit Hardcore verbunden scheint, ist "Straight Edge". Dieser Begriff tauchte mit dem gleichnamigen Song von Minor Threat auf und später machten ihn die Gorilla Biscuits salonfähig. Zunächst kennzeichnete er eine Gruppe von Menschen, die weder Drogen noch Alkohol konsumieren, später weitete er sich auch auf den Verzicht von Fleisch aus. Nach außen hin wurde dies mit einem dicken schwarzen X auf der Hand deutlich gemacht, welches seinen Ursprung darin hat, dass damit früher die Kids auf Konzerten gekennzeichnet wurden, die noch keinen Alkohol trinken durften.

Wie bei allen Genres ist der Übergang fließend, die Bezeichnung Hardcore wird gerne missbraucht und von vielen Fans als eine Auszeichnung angesehen, derer man sich erst würdig erweisen muss. So wird Bands, die einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben, gern der Vorwurf des Ausverkauf gemacht. Heutzutage ist der Übergang fließend wie nie zu vor und hat seinen Zenit im Metalcore, der Hardcore zum Teil mit den Melodien des schwedischen Death Metals verbindet und technisch oft höchst anspruchsvoll ist. Doch auch jüngere Bands, allen voran Hatebreed und deren Sänger Jamey Jasta, halten die Fahne des Hardcores nach wie vor hoch.
 
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Hardrock 
 
Seit Mitte der 60er Jahre begeisterten viele Gitarristen sich immer mehr für die Vorzüge des Röhrenverstärkers - vor allem das schnelle Zerren. Hinzu kam die Nutzung von Effektgeräten, wie der Distortion.

Der Hardrock war geboren. Treibende Drumbeats im 4/4 Takt, straighter Bass, Rhythmus- und Leadgitarre, eine melodische Keyboard-Sektion und ein laut brüllender Sänger.
Deep Purple und Uriah Heep waren Bands der ersten Stunde. Weitere Vertreter sind Queen, Foreigner, Aerosmith, Guns'n'Roses und Bon Jovi.
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Heavy Metal
 
Wer Heavy Metal sagt, meint sehr oft Metal. Der überge-
ordnete Begriff beschreibt die Entwicklung von den Anfängen des Schwermetallgenres (Led Zeppelin, Black Sabbath) bis hin zu den filigransten Diversifizierungen. Darunter Thrash Metal, Black Metal, Death Metal, Nu Metal, Pagan Metal, Folk Metal, Speed Metal, Viking Metal und mehr, die sich ebenso unüberraschend zum Metal zählen, wie eben auch der Heavy Metal.

Der umschreibt nämlich eine determinierte Epoche Ende der 70er. Von der Presse zunächst noch ignoriert, bilden sich im damaligen London zahlreiche Bands, die die in Stahl gegossenen Anfänge von Black Sabbath, Alice Cooper und Led Zeppelin weiterentwickeln. Der Punk hatte die Musikwelt nachhaltig erschüttert und nervte langsam, da musste ein Revival der alten Metaller her.
Man kombinierte deren Härte und Dynamik mit der Energie und Geschwindigkeit der Punks, die neue britische Welle (New Wave of British Heavy Metal) war geboren und irgendwann auch von der Presse wahrgenommen. Zu den Größten der Szene zählen sicherlich Motörhead, Saxon, Iron Maiden, Judas Priest und Def Leppard, die auch heute noch erfolgreich musizieren.

Daneben stehen zahllose weitere Bands, die anno dazumal aus dem Boden sprießen wie junges Gemüse in den ersten Frühlingstagen. Darunter Angel Witch, Tygers Of Pan Tang, Samson, Blitzkrieg, Jaguar, Sweet Savage, Diamond Head, und viele mehr. Deren Ziel ist keineswegs die breite Hörermasse. Es geht einzig und allein um die echten Metal-Heads. Ein Merkmal das sich auch durch die restliche Metalgeschichte zieht.

Zwei wesentliche Namen sorgen für den kulturellen Mutterkuchen, aus dem sich die New Wave Of British Heavy Metal speist. Einerseits Metal-DJ Neal Kay, der im Norden Londons das Soundhouse, die erste reine Metaldisco betreibt. Außerdem besitzt er ein Studio, in dem u.a. Iron Maiden ihre ersten Demos aufnehmen. Und Tommy Vance, der für die Weiterverbreitung der Musik sorgt. Als erster Radiomoderator überhaupt, spielt er in seiner Friday Rock Show nur Heavy Metal.

Die Welle bleibt natürlich nicht nur britisch. Sie schwappt über die Weltmeere und wirkt sich, pünktlich zum Globalisierungsbeginn, massiv auf den Rest der (Rock)Welt aus. Mitte der 80er muss sie jedoch abtreten und Platz machen für den noch härteren Thrash, der die Bühne übernimmt. Die Spuren im Sand bleiben trotzdem. Unzählige Bands berufen sich später auf die Einflüsse der Heavy Metal-Welle, darunter Metallica, Venom und Slayer.
 
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Krautrock
 
Es geht der Mythos, der Begriff Krautrock gehe auf Amon Düüls LP "Psychedelic Underground" zurück. Darauf befindet sich ein Stück mit dem Titel "Mama Düül und ihre Sauerkrautband spielt auf". Dieser wiederum soll den britischen Radiomoderatoren John Peel zur Wortschöpfung Krautrock inspiriert haben. Gesicherte Fakten zu dieser Überlieferung gibt es nicht.

Unumstößlich wahr ist jedoch die Tatsache, dass der Begriff Krauts aus dem zweiten Weltkrieg stammt und eine geringschätzige Bezeichnung für deutsche Soldaten darstellt. Ebenso wahr ist, dass Krautrock Ende der 60er, Anfang der 70er seine Geburt feiert. Und ebenfalls wahr ist, dass Amon Düül daran in erheblichem Ausmaß beteiligt sind.
Der erste schriftliche Beleg geht indes auf die Hamburger Band Faust zurück. Sie veröffentlichte 1973 eine LP, deren Eröffnungstrack "Krautrock" heißt. Ihr Label Virgin übernimmt daraufhin den Begriff als Genrebezeichnung für psychedelisch angehauchten, deutschen Art-Rock.

Womit wir mitten im Zentrum des Themas wären. Psychedelisch ist das Wort der Stunde. Für eine gehörige Portion Bewusstseinserweiterung lassen sich die Krautrock-Musiker gern von toxischen Substanzen inspirieren. Das bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf den musikalischen Output. Mal davon abgesehen, dass man sich auf LSD fühlt, als sein man das Zentralsexualorgan des Universums, erhöht Lysergsäurediethylamid auch das Kreativitätspotential um sagenhafte 980%.

Kein Wunder also, dass just zu der Zeit, als alle halbwegs zeitgemäßen Heranwachsenden und jungen Erwachsenen Timothy Leary lesen, sich eine Musik Bahn bricht, die das Potential der Bewusstseinserweiterung voll auszuschöpfen weiß.

In anderen Ländern werden diese tonalen Orgien Art-Rock genannt und von Ikonen wie David Bowie, Yes oder Pink Floyd zelebriert. International etabliert sich Krautrock als Gattungsbezeichnung für Art-Rock deutscher Herkunft. Hier wie da ist das entscheidende Erkennungsmerkmal die Neigung zu komplexen Songstrukturen und eine Affinität für die damals neuartige synthetische Klangerzeugung.

Die dazugehörigen Band schießen wie Psilocybin-Pilze aus dem Boden. Ganz oben mit dabei: Can, Ash Ra Tempel, Tangerine Dream, Embryo, Guru Guru, Hölderlin, Kraan, Kraftwerk, Cluster, Neu! und Popol Vuh. Allen gemeinsam ist zwar die geografische Herkunft, die verwendeten musikalischen Zutaten sind jedoch recht unterschiedlich und kennen keine Grenzen. Jazz, Rock, Elektronik, Avantgarde ... erlaubt ist, was gefällt. Und Gefallen findet neben der musikalischen Innovationsfreude auch die politische Positionierung: Links schlägt das Herz, wie es Ton Steine Scherben in ihren Texten deutlich auf den Punkt bringen.

Trotz allem verklärt auch dieser Versuch einer Genrebeschreibung im Nachhinein etwas die Tatsachen. Denn lange Zeit war Krautrock eher ein Sammelbegriff und geringschätzig gebrauchter Ausdruck für alles was teutonisch, also hölzern und sperrig, vor sich hin stampfte. Alles Deutsche war Kraut! Die Intellektuellen bevorzugten seinerzeit zwar Bands wie Amon Düül, Faust oder Kraan. Aber auch handfeste Rock-Gruppen wie Jane oder Birth Control wurden unter diesem Label abgefeiert. Erst später und im nachhinein bezeichnete man die experimentelle Abteilung deutscher Rockmusik als Krautrock.

Mitte der 70er endet der Krautrock-Boom so spontan wie er begann und es dauerte zwei Jahrzehnte, bis man sich der damaligen Qualitäten erinnert. Denn "seit sich viele Techno-Musiker in der zweiten Hälfte der 90er auf die Experimentierlust der Krautrocker berufen und man auch hier zu Lande wahrnimmt, welch großen Einfluss diese Musik im Ausland hinterlassen hat, erlebt der Krautrock eine Renaissance. Genährt wird das Revival von diversen Wiederveröffentlichungen alter Platten auf CD: Repertoire veröffentlichte schon 2001 die ersten Amon-Düül-II-Platten wieder, Neu! erfuhren auf Herbert Grönemeyers Groenland-Label eine liebevolle Wiederveröffentlichung, in diesem Jahr startete SPV eine Serie mit Wiederveröffentlichungen des Popol-Vuh-Katalogs", beschreibt Stern-Autor Markus Schwarz das Geschehen. Abgerundet wird das Revival durch Remix- und neue Alben. Kraan positionieren sich mit "Through" (2003) und "Psychedelic Man" (2007) erneut am Krautrock-Himmel. Die dazugehörigen Live-Auftritte von Hattler und Konsorten lassen nicht nur die Herzen von Alt-Hippies höher schlagen.
 
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Nu Metal
 
Genau wie in allen anderen Genre-Bezeichnungen auch, werden unter dem Begriff Nu Metal unzählige Bands zusammengefasst, die nur bedingt musikalische Parallelen aufweisen. So wird der Begriff gern mit Acts wie Korn, Slipknot oder Soulfly in Verbindung gebracht.

Die klangliche Verbindung zwischen den Bands, die als Nu Metal bezeichnet werden, ist meist ein simples, groovendes Riff, welches den Song im Großen und Ganzen ausmacht. Ohne den Instrumentalisten jetzt ihr Können absprechen zu wollen, ähnelt sich der Song-Aufbau doch größtenteils. Kritker weisen auch oft auf häufige Feedback- und Distortionattacken hin, die in Verbindung mit teils melodischen, teils aggressiven Vocals eine intensive Laut/Leise-Dynamik erzeugt. Emotionale Ausbrüche sind eins der größten Markenzeichen solcher Bands.
Wie schon im Punk, so scheint auch im Nu Metal großer Wert auf Provokation oder einen einfachen Sockenschuss gelegt zu werden. Der Entertainment-Faktor ist wichtiger als in jeder anderen Spielart des Metal, von den Black Metal-Pandas mal abgesehen. Von Masken, seltsamen Bekleidungen bis hin zum Bodypainting ist alles dabei und, selbst Cheerleader werden gerne mal mit auf Tour genommen.

Eigentlich muss man den Begriff Nu Metal im Zusammenhang mit Bands wie Limp Bizkit und Konsorten als absurd bezeichnen, da der Stil an sich nichts Neues bietet. Von White Zombie, Neurosis oder beispielsweise Headcrash hat man Ähnliches schon vor Jahren gehört. Textlich sowie in den Videos werden meist Aspekte des Rap- und Hip Hop-Bereichs (ficken, Chicks mit dicken Titten, Autos, Kohle) übernommen. Was früher unter Crossover lief, hat somit direkten Einfluss auf das, was heute Nu Metal heißt.
 
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P-Funk
 
"Make my funk the P-Funk / I want my funk uncut.
Make my funk the P-Funk / I wants to get funked up.
I want the bomb, I want the P-Funk /
Don’t want my funk stepped on.
Make my funk the P-Funk / Before I take it home."
(Parliament, "P-Funk")

Am Funk ist nicht zu rütteln, doch schon an der Herkunft des Ps in P-Funk scheiden sich die Geister. Es stehe für "Pure", behauten die einen. Gar nicht wahr, wissen andere besser. "P-Funk" sei lediglich eine griffige Abkürzung für "Parliament-Funkadelic". Unsinn, mischt sich eine dritte Fraktion ein. Funk mit P wie Plainfield, New Jersey sei gemeint.
Lösen wir es salomonisch: Wer sich mit P-Funk einlässt, bekommt es mit den pursten, unverfälschtesten und wahnwitzigsten Funk-Arrangements aller Zeiten zu tun. Die gehen fast ausschließlich auf Parliament, Funkadelic oder Gruppen in deren unmittelbaren Umfeld zurück. Und zahlreiche Protagonisten der Szene stammen tatsächlich aus Plainfield, wo Haupt-Strippenzieher George Clinton, gelernter Frisör, in den 50er Jahren einen Salon betreibt.

P-Funk bewegt sich stets auf der Höhe der technischen Möglichkeiten. Die Spielart des Funk, die sich Soul, Gospel, Rhythm'n'Blues und eine Überdosis psychedelischen Rock einverleibt, setzt neben jazzlastigen Bläsern, den im Vordergrund stehenden Bass und vertrackten Grooves auf massiven Einsatz von Synthesizern, verzerrten Vocals und maschinell generierten Handclaps. Zudem lebt der Stil, der die afroamerikanische Musikszene revolutioniert, von der untrennbaren Verbindung zwischen Musik und der enthaltenen, mehr oder weniger subtil vorgetragenen Botschaft: "Free your mind, and your ass will follow!"

Die Saat, aus der P-Funk erwachsen soll, wird 1955 ausgebracht. Dann nämlich gründet George Clinton in seiner Heimatstadt Plainfield das Doo-Wop-Quintett The Parliaments, ein stark im konventionellen Soul verwurzeltes Ensemble. 1960 verspricht ein Umzug nach Detroit, in den Dunstkreis des die Schwarze Musik zu diesem Zeitpunkt dominierenden Labels Motown, einen Karriereschub. Dafür brauchen (und beweisen) The Parliaments allerdings langen Atem: Den ersten Hit verzeichnen sie erst 1967 mit "(I Just Wanna) Testify".

In den musikalischen Vorlieben der Herren um George Clinton vollzieht sich über die Jahre jedoch ein radikaler Wandel. Der Kontakt mit der Hippie-Szene, mit Drogen, der Musik von Jimi Hendrix, Sun Ra, Sly & The Family Stone oder den Stooges hinterlässt Spuren. Um 1970 tritt die Truppe bereits als Parliament auf. Rechtsstreitigkeiten um die Rechte an diesem Namen führen allerdings bald zu einer Umetikettierung in Funkadelic.

"Mommy, what's a funkadelic?" Hier wird es langsam Zeit, auf die verwendete Bilderwelt einzugehen. Die zentrale, alles beherrschende Macht stellt, wie könnte es anders sein, der Funk dar, ein allgegenwärtiger Vibe, der mit Instrumenten weniger erzeugt denn eingefangen wird. In "One Nation Under A Groove" zeichnen Funkadelic das utopische Bild vom Lande Funkadelica, wo der Funk regiert und glückliche Funkateers, übrigens auch ein Synonym für P-Funk-Fans weltweit, alles daran setzen, die Welt vor dem Untergang in Unfunkyness zu bewahren.

Wir schreiben das Jahr 1974. Die Fronten sind geklärt, der Name Parliament wieder zur Verwendung freigegeben. Die Wege von Parliament und Funkadelic lassen sich allerdings kaum trennen, da bei beiden Formationen ständig Musiker aus dem gleichen Pool auf der Bühne stehen. Alles in allem gerät der Sound der nun bei Casablanca unter Vertrag stehenden neuen Parliament ein wenig leichter. Ein paar Gitarren werden gegen noch mehr Bläser eingetauscht.

In einem Interview verrät George Clinton einem Reporter: "Im Grunde meines Herzens bin ich ein Hippie. Ich wende mich nicht in einer Weise gegen das Establishment, dass ich dazu aufrufe, bestehende Strukturen zu zerstören, aber ich möchte den Menschen eine Alternative zu diesen Strukturen anbieten." Mit ausreichend vielen Anhängern hätte wohl auch sein afrozentristischer Science Fiction-Kult das Zeug zur Religion gehabt.

Clintons fiktive Mythologie verpackt sozialkritische Botschaften und den immer währenden Kampf zwischen Gut und Böse in teilweise alberne Lyrics und spacige Gewänder, die einer von "Star Trek" und "Die Unheimliche Begegnung Der Dritten Art" geprägten Generation bestens passen. Der comic-artige Plot entwickelt sich in der zweiten Hälfte der 70er Jahre auf mehreren aufeinander folgenden Konzept-Alben von Parliament.

Die kommenden Funk-Opern werfen 1975 auf "Chocolate City" ihre Schatten voraus. Im Jahr darauf bekommt die P-Funk-Welt auf "Mothership Connection", unüberhörbar von Sun Ra beeinflusst, ihren Messias Starchild vorgestellt. Der wurde von Mastermind Dr. Funkenstein mit der Aufgabe betraut, der Welt den Funk (sprich: Leben, Freiheit, Sex und positive Energie) zurück zu bringen.

Was bisher geschah erfahren wir 1976 auf "The Clones Of Dr. Funkenstein". Der Monolog, der jede Parliament-Show eröffnet, wird hier in "Prelude" für die Ewigkeit konserviert: Die Menschheit erwies sich als noch nicht reif für die Macht des Funk, weswegen diese vor mehreren tausend Jahren gemeinsam mit den Pharaonen in den ägyptischen Pyramiden sicher verwahrt wurde. Ein Teil der Bevölkerung unterwarf sich daraufhin den herrschenden Diktaturen, glättete sich das Haar und verlor jedes Gespür für den Groove. (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!) Einige andere flohen allerdings mit dem Mothership ins All, um die intergalaktische Party am Laufen zu halten. Von hier soll nun die Rettung für die Erde, "the unfunky UFO", kommen.

Kein Licht ohne Schatten: "Funkentelechy vs. The Placebo Syndrome" führt 1977 den bösen Gegenspieler ein. Sir Nose D'Voidoffunk, symbolisch Gier, Krieg und alle Übel verkörpernd, hat dem Funk den Kampf angesagt. Zu cool, um zu tanzen. leistet er dem "Placebo Syndrome" Vorschub, das die Menschen vom Denken wie vom Tanzen abhalten soll. Starchild setzt "Funkentelechy" (funk + intelligence + technology) sowie seine Wunderwaffe, die Bop-Gun dagegen. Die hier genüsslich ausgewalzte, bei Bootsy Collins' Rubber Band entliehene "Pinocchio Theory" (Obacht: "Don't fake the funk or your nose will grow!") darf getrost als Seitenhieb auf die ungeliebte, schweiß- und seelenlose Entwicklung Disco gewertet werden.

1978 verlagert sich das Geschehen auf "Motor Booty Affair" nach Atlantis. Zum Schwimmen lässt sich Sir Nose selbstverständlich auch nicht herab. Hier bekommen die beiden Hauptfiguren noch jeweils einen Sidekick an die Hand. Dem Bösen nützt dies alles wenig: Am Ende tanzt auch Sir Nose den "Aqua Boogie". So setzt sich der Kreislauf über "Gloryhallastoopid" fort, bis auf dem letzten Parliament-Album "Trombipulation" sogar das Übel seine Wurzeln im göttlichen Funk erkennen muss und Sir Noses Sohn dieser Allmacht ewige Treue schwört. Happy End.

Parliament verfügen über abgedrehtere Stories als Funkadelic. Bootsy Collins' Rubber Band steuert weitere Charaktere wie Casper, not the Friendly Ghost (but the Holy?), oder den Barbie um Welten überlegenen Bootzilla bei. Collins' Werk liefert zwar hochgradig schräge Inhalte, wirkt was Rhythmen und Arrangements betrifft allerdings wesentlich disziplinierter und durchdachter. Alle verbindet eine enge Beziehung zwischen Musik und enthaltener Botschaft: P-Funk bedeutet Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit - und nicht zuletzt eine die ganze Welt umspannende Party.

In George Clintons Parliament-Funkadelic-Imperium sind zu seinen besten Zeiten zwischen 50 und 70 Musiker aktiv. Viele von ihnen versehen ihren Dienst in diversen James Brown-Backing-Bands, bei den JBs oder den Soul Gs. Dieser zum "P-Funk-Mob" zusammengefasste Haufen birgt u.a. Bootsy's Rubber Band, die Brides of Funkenstein, Parlet, die Horny Horns, Zapp, die P-Funk Allstars und zahlreiche andere Projekte. Die meisten Musiker, unter ihnen Bootsy Collins, Maceo Parker, Roger Troutman, Fred Wesley (und und und) sind in mehr als nur eine Gruppierung involviert.

Vertragliche Gebundenheiten sorgen für einige Namenswechsel und damit einher gehende Verwirrungen. Die Werdegänge der einzelnen Bands lassen sich nur schwer bis überhaupt nicht auseinander dividieren. Dem P-Funk-Mob entspringen zudem zahlreiche Solo-Karrieren. In seinem Dunstkreis wirken unter anderem Junie Morrison, ein Multiinstrumentalist, Produzent und Arrangeur aus den Reihen der Ohio Players, sowie Jazzbassist Rodney "Skeet" Curtis.

P-Funk-Live-Auftritte bescheren den zahlreich angereisten Fans und Funkateers aus Uncle Jam's Army eine farbenprächtige, irrwitzige Bühnen-Show, bei der bis zu 30 futuristisch kostümierte Musiker gemeinsam auftreten: "Shit! Goddam! Get off your ass and jam!" Die aufwändigen Inszenierungen gehen auf Entwürfe George Clintons zurück. Eingekleidet wird die Meute von Larry LeGaspi, der bereits Bühnenoutfits für The Who, Kiss und Patti LaBelle lieferte. Jules Fischer, auch tätig für die Stones oder David Bowie, ist an der Gestaltung ebenfalls beteiligt.

Clintons Mothership landet auf Touren 1975, '76 und '77. Der "Motor Booty Affair"-Tour schließt sich, Geldmangel zwingt dazu, 1979 eine "Anti-Tour" durch wesentlich kleinere Clubs an, bei der hauptsächlich frühes Funkadelic-Material im Gepäck geführt wird. Um diese Zeit machen sich Drummer Dennis Chambers und Gitarrist Dewayne "BlackBird" McKnight innerhalb des P-Funk-Mobs einen Namen.

Doch Clintons Stern befindet sich bereits im Sinken. Das letzte Parliament-Album erscheint 1980, das letzte von Funkadelic im Jahr darauf. Clintons Drogenprobleme erweisen sich ebenso wie interne Auseinandersetzungen als Kreativitäts-Hürden, die das Mothership schließlich zur Bruchlandung zwingen. Die drückenden Finanzsorgen lindert erst die erfolgreiche Comeback-Single "Atomic Dog" von 1983, die jedoch gleichzeitig den letzten großen Hit der P-Funk-Ära darstellt. Zwischen 1986 und '89 bleibt es still um den P-Funk Mob.

Erst der aufkommende Hip Hop haucht dem fast vergessenen Genre wieder Leben ein. Liefert anfangs noch James Brown einen großen Teil der Samples, schicken sich die Bands der P-Funk-Phase bald an, dem Godfather of Soul diese Spitzenposition streitig zu machen. 1989 eröffnen De La Soul mit "Me, Myself And I", wofür sie Funkadelics "(Not Just) Knee Deep" samplen, die Schlacht am kalten Büffet. Digital Underground legen im Jahr darauf mit "Humpty Dance" (basierend auf "Lets Play House") nach und lassen einen alten Bekannten, Sir Nose, auferstehen.

P-Funk nimmt Einfluss auf Cameo und Rick James. En Vogue schmettern eine entschärfte Version des Slogans "Free Your Mind". Die Red Hot Chili Peppers und andere Funk-Rock-Bands nutzen das Vermächtnis des P-Funk, um dem Gitarrenrock aufzufrischen. Den beeindruckendsten Stempel drückt Clinton allerdings dem Hip Hop auf: Arrested Development, Brand Nubian, der X-Clan, Ice Cube ... die Zahl der Erben ist Legion. Dr. Dre entwickelt (mit dem Meilenstein "The Chronic") den P- zum G-Funk, Ghetto- oder Gangsta-Funk, fort, der aktuellem Hip Hop ein solides Fundament mauert.

Anfang der 90er Jahre werden die Alben von Parliament und Funkadelic wieder aufgelegt. Nach mehreren Jahren Pause begeben sich die P-Funk-Allstars wieder auf Tour. George Clinton verlegt sich allerdings weitgehend auf Solo-Projekte und dreht auch den einen oder anderen Werbespot ab. 2004 geht nach Jahren der Ruhe wieder ein komplettes P-Funk-Ensemble auf die Reise. Kaum zu glauben: Das Mothership fliegt immer noch.

"Do you promise to funk? The whole funk? And nothin' but the funk?"
Pagan Metal
Musik - Rock - Metal - Black Metal - Folk Metal - Pagan Metal.

So oder so ähnlich (darüber sollen sich die Götter streiten) sieht der sich immer feiner gliedernde Stammbaum des Pagan Metal aus. Unter dem Label Pagan (pagan: heidnisch, dörflich, bäuerlich, naturverbunden, erdnah) firmieren Folk Metal-Bands, die heidnische und vorchristliche Kulturgeschichte textlich und musikalisch thematisieren. Die nahen Genre-Verwandten Viking Metal und Celtic Metal, widmen sich ihren jeweils landesabhängigen Sagen, Erzählungen und Mythen.
Der Schwerpunkt des Pagan Metal liegt auf der kraftvollen musikalischen Umsetzung der Inhalte. Dabei spielen die kulturell unterschiedlichen Folk-Instrumente (Flöten, Pauken, Trommeln, Akkordeon, Dudelsack, Fidel ... ) eine bedeutende und oft melodieführende Rolle. Wie im Folk Metal ist der Gesang oft klar und gut verständlich. Zeugnis hiervon legen beispielsweise Equilibrium, Falkenbach, Primordial, Turisas und Eluveitie ab.

Ob die Beschäftigung mit der Götter- und Sagenwelt unserer Vorfahren echt ist, oder lediglich als ausgeklügelte Staffage eines rohen und rauen Metal-Images dient, sei dahin gestellt. Die Frage, ob Authentizität im Showbiz überhaupt ein brauchbares Instrument ist, kann und sollte in Zeiten von kostspieligen Imageberatern und dem sensationellen Eurovisionserfolg Lordis, bezweifelt werden.

Wegen der thematischen Nähe zu der nationalsozialistischen Blut- und Boden-Ideologie wird Pagan Metal oft, gewollt oder ungewollt, von rechtsorientierten Gesinnungsgemeinschaften missbraucht.
 
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Rock
 
Rock, ein Begriff der faszinierend vielschichtig und zugleich frustrierend vage ist. Die einen feiern den Rock als Gegenkultur, als Volks- oder Kunstform, die die Bedürfnisse und Werte einer aktiven, aufbegehrenden Zuhörerschaft auszudrücken vermag, andere bezeichnen ihn als Manifestation der Massenkultur, als inhaltslose Reflektion der böswilligen Machenschaften kommerzieller Plattenindustrien, die ihre Interpreten und Zuhörer entmündigen. Wieder andere verstehen den Rock nicht bloß als musikalische Bewegung, sondern als eine Art die Welt zu sehen, als Lebensweise - ein Standpunkt der ferner in der Unterscheidung zwischen "authentischem" und "kommerziellem" Rock mündet.

Stellenweise wird der Term Rock mit Rock'n'Roll gleichgesetzt. Oder es wird suggeriert, dass er nahezu synonym zum Begriff Populärmusik stehe. Umso schwerer fällt es dementsprechend, eine griffige Definition für Rock oder Rockmusik zu finden. Das Duden-Fremdwörterbuch erläutert letztere als "von Bands gespielte, aus einer Vermischung von Rock'n'Roll mit verschiedenen anderen Musikstilen entstandene Form der Unterhaltungs- und Tanzmusik". Eine Erklärung, die zwar auf die historischen Wurzeln verweist, aber insgesamt doch sehr ungewiss und vor allem knapp gehalten ist.
Doch ist es überhaupt möglich diesen musikalischen Oberbegriff in ein, zwei kurzen Sätzen treffend zu definieren? Zu groß scheint die stilistische Bandbreite der unter dem Wort Rock zusammengefassten Musikrichtungen, zu undurchsichtig die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dessen Konzeption und Charakteristika, zu verschieden die jeweiligen Auffassungen und Auslegungen der Hörenden. Zu erwähnen ist zudem, dass der Begriff einem ständigen Wandel unterliegt, nicht starr definiert, sondern offen und beweglich ist.

So erklärt der Musikwissenschaftler Allan Moore in seinem Buch "Rock. The Primary Text" treffend: "Stile rücken ins Blickfeld zum einen durch die Prominenz bestimmter Künstler und zum anderen durch zugehörige kulturelle Praktiken. Viele werden folglich zurücktreten und manche sogar zu sterben scheinen. Die Industrie, die die Musik entwirft, entwickelt neue Vorgehensweisen. All dies bedeutet, dass wir uns immer im Prozess des Definierens von Rock befinden und dass keine Formulierung, die ich anbiete, als endgültig angesehen werden kann."

Merkmale und Kennzeichen

Zu den Merkmalen der Rockmusiker zählen: ein unbändiger Darstellungsdrang mit Hang zur Selbstinszenierung, ein unverfälschtes Ausdrucksideal, bühnentaugliche und damit übertriebene Gestik, und der unbedingte Wille, mit durchgestrecktem Arm Gitarre spielen zu wollen. Zu den Merkmalen der Rockmusik zählen laut Brockhaus eine erdige "Bluesdiktion in gesanglicher wie instrumenteller Melodik, eine standardisierte Bandbesetzung, bestehend aus Gesang, Gitarren, Bass und Schlagzeug (auch ergänzt durch Keyboards), eigenschöpferische Improvisation sowie elektroakustische Aufbereitung und Verstärkung". Die Melodik ist in den meisten Rockstilen vom Blues geprägt, allerdings gibt es auch Genres, in denen sich keinerlei Blueselemente finden lassen. Dies trifft beispielsweise auf den britischen Punk zu.

Entstehung und Entwicklung

Der Begriff Rockmusik kommt Ende der 60er Jahre auf, als das bis dahin synonym verwendete Wort Popmusik durch eine Vermischung stilistischer Grenzen immer mehr an Aussagekraft verliert. Zudem wird mit dem Begriff auch der Rock'n'Roll der 50er oder die britische Beatmusik der 60er bezeichnet.

Ein genauer Blick in die Entstehungsgeschichte scheint zu lohnen. Diese beginnt in den 50er Jahren mit der Ausbildung des Rock'n'Roll, der sich in den USA als protesthafte Äußerungsform der Nachkriegsjugend aus dem Rhythm And Blues und der Countrymusik bildet. 1959 befindet sich der Rock'n'Roll in einer großen Krise: Elvis leistet seinen Wehrdienst ab, Chuck Berry befindet sich auf dem Weg ins Gefängnis, Little Richard widmet sich lieber seinem Theologiestudium statt der Musik und Buddy Holly, The Big Bopper sowie Ritchie Valens kommen auf tragische Weise bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Die goldenen Zeiten des Rock'n'Roll sind vorbei und aus England kommend kündigt sich ein neuer Musiktrend an: die Beatmusik und ihre bekanntesten Vertreter The Beatles lösen schon bald weltweite Euphorie aus.

Während der Rock'n'Roll immer mehr an Bedeutung verliert, erklimmen Anfang der 60er Jahre Folk, Surf und Soul die amerikanischen Charts, doch der Rock'n'Roll ist noch nicht ganz am Ende - der durchschlagende US-Erfolg der Beatles steht für eine Art Generationswechsel, der auch dem Rock'n'Roll neue Hoffnung verleiht.

Auch wenn sich die Rockmusik bereits in den 50er Jahren zu einer gewissen kommerziell und gesellschaftlich bedeutsamen Größe entwickelt, ist es erst das Auftreten der Beatles, das die Rockmusik aus ihrem Nischendasein holt und zu einem weltweiten Phänomen werden lässt. Mit einem TV-Auftritt in der US-amerikanischen Ed Sullivan-Show leiten die Beatles im Februar 1964 die British Invasion ein und bereiten so den Boden für eine Vielzahl englischer Beatgruppen, die in den Staaten schlagartig große Erfolge verzeichnen. Im Gefolge der Pilzköpfe gründen sich vor allem in Europa und den Staaten zahlreiche Rockbands. Britische Gruppen, vor allem The Rolling Stones, The Who oder auch The Kinks, The Hollies, The Animals und andere, setzen die Maßstäbe für das neue Genre.

So geht in den 60er Jahren aus den Fundamenten Fifties Rock'n'Roll und British Invasion, die Rock-Kultur hervor. Genau genommen ist es die intensive beiderseitige Befruchtung, der kreative Ideenaustausch zwischen britischen und amerikanischen Musikern, der den Sound des gerade im Entstehen befindlichen Rock prägt. Und es sind nicht nur einige wenige Stile und Einflüsse, die hier Einzug halten. Rock entsteht aus einer Überlagerung verschiedener musikalischer Strömungen und Einflüsse, unter anderem aus einer Vielzahl afroamerikanischer Stile, speziell Blues-, Rhythm And Blues- und Jazz-Klängen. Er findet Anleihen in der komplexen Pop- und Folk-Musik-Kultur der Staaten (Bluegrass, Hillbilly, Countrymusic) und auch Garage- und Surf-Bands prägen mit ihrer Ausrichtung auf Spontaneität und Hingabe gegenüber technischer Befähigung die Attitüde des Rock. Die Rockmusik eignet sich diese Charakteristika und Stilelemente an und adaptiert sie.

Neben den Beatles zählen auch die Rolling Stones zu den Wegbereitern des neuen Genres - die Zeitschrift Rolling Stone bezeichnet später sogar die 1965er-Stones-Single "(I can't get no) Satisfaction" als eigentliche Geburtsstunde der Rockmusik - und es kündigt sich bereits eine Art Genre-Aufsplitterung an. Auf der einen Seite steht die Beatmusik der Pilzköpfe, die adrett gekleidet ihre melodischen, harmoniegeprägten Songs performen. Auf der anderen Seite stehen die raueren Klänge der Stones, eine Aufspaltung, die sich später weiter manifestiert. In der Tradition der Beatles sind fortan jene Gruppen zu sehen, die zur Kategorie Pop-Rock gehören und in der Tradition der Stones jene, die den raueren Musikstilen wie Hardrock, Punk oder Metal angehören.

Die späteren Beatles-Auskopplungen "Revolver" (1966) und "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" (1967), bewirken eine Öffnung der Rockmusik hin zum Eklektizismus. Fortan integriert der Rock eine Vielzahl von musikalischen Einflüssen. Ende der 60er hat sich der Rock in diverse Stile (Jazzrock, Latinrock, Folkrock, Countryrock, Hardrock, etc.) differenziert. Diese Aufsplitterung setzt sich in den folgenden Jahrzehnten weiter fort.

Auch die Produktion von Rockmusik unterliegt im Laufe der 60er einem Wandel. Wesentliches Kennzeichen ist die Trennung der einzelnen Schallereignisse von Gesang und Instrumenten sowie die Vorläufigkeit der Produktion, die erst mit dem der schlussendlichen Veröffentlichung zugrunde liegenden Masterband beendet wird. Dies setzt jedoch auch eine Idee voraus, wie die Musik letztenendes klingen soll, womit der Produzent mehr und mehr an Bedeutung gewinnt und zur zentralen Figur in der Rockmusik-Produktion wird.

Von 1969 bis 1971 kommt es zu einem Einschnitt: die Beatles und andere bedeutende Gruppen lösen sich auf. Auf der anderen Seite formieren sich immer mehr Bands, die sich nicht mehr auf den Rock'n'Roll eines Holly oder Presley stützen und nach anderen Anregungen für ihre Songs suchen. Als wichtigste Strömung bis etwa 1976 zeigt sich, vor allem in England, der Progressive Rock (Yes, Pink Floyd, Emerson, Lake & Palmer, Genesis) und der in Amerika bevorzugte Jazzrock (Miles Davis, Weather Report, Mahavishnu Orchestra). Auch deutsche (Krautrock)Bands, wie Can, Kraan oder Tangerine Dream, erlangen in den 70er Jahren internationale Erfolge.

Spätestens seit 1977 brechen die höchst artifiziell gewordenen und erstarrten Strömungen Progressive- und Jazz Rock jedoch unter dem Ansturm von Punkrock und später New Wave zusammen. Der Punkrock zeigt sich äußerlich gegen die Gesellschaft gerichtet, wird allerdings binnen kurzer Zeit vom Kommerz vereinnahmt. Gegen Ende der 70er findet die Punkwelle bereits wieder ihr Ende und der New Wave verhilft einer Vielzahl an Stilen, abgesehen von Progressive- und Jazzrock, zum Erfolg, so unter anderem auch dem Countryrock der Dire Straits.

Die verschiedenen Rockmusik-Arten bestehen während der New Wave-Periode nahezu beziehungslos nebeneinander und haben musikalisch teilweise wenig miteinander gemein. So finden Bands wie The Police, The Clash, The Cure, Devo, The Talking Heads oder Simple Minds ihren je individuellen Zuhörerkreis. Heavy Metal bildet eine eigene, unabhängige Richtung und nimmt fortan eine separate Entwicklung. Auch die Tanzmusik koppelt sich als eigenständige Richtung im Laufe der 70er von der Rockmusik ab. Der Discosound hat zwar Einfluss auf den Rock, unterliegt aber als primär funktionale Musik anderen Forderungen.

Im Zuge von Punk und New Wave unternehmen verschiedene Musiker und Bands den Versuch, sich von den großen Plattenfirmen zu emanzipieren und gründen eigene Labels und Verlage. Auch Frauen nehmen erstmals in größerem Maße und mit teils höchst eigenständigen musikalischen Schöpfungen, Einfluss auf die Rockmusik. Zu nennen sind hier beispielsweise Patti Smith, Deborah Harry oder Kate Bush.

Die Rockmusik der 1980er ist wieder mehr durch Aufsplitterung, als durch stilistische Umwälzung gekennzeichnet. Zudem gewinnen technische Neuerungen an Bedeutung. Bereits seit Ende der 70er hält die Digitaltechnik Einzug ins Studio und 1982 löst die CD die Schallplatte ab. Der Aufschwung der Compact Disc verdeckt gleichzeitig aber auch eine Krise in der Tonträgerindustrie, denn tatsächlich gibt es weder in der Rock- noch in der Popmusik der 80er eine erkennbare Hauptströmung.

Mit dem Aufkommen von Musikfernsehen und Videoclip wird die Rockmusik zwar teilweise vom Rundfunk auf das Medium Fernsehen umgelenkt, doch bewirkt dies zugleich auch eine Einschränkung auf nur wenige Gruppen, die sich diese Art der vergleichsweise kostspieligen Werbung leisten können. Schließlich treten an die Stelle des Rock gerade in den 80er Jahren Musikrichtungen wie Hip Hop oder Techno (wenn auch noch nicht unbedingt unter diesen Bezeichnungen). Als stärkste Strömungen innerhalb der Rockmusik erweisen sich verschiedene Spielarten des Heavy Metal-Rock, die trotz des beachtlichen Erfolgs britischer Bands, wie Iron Maiden, Def Leppard oder Diamond Head, nicht im Fokus des medialen Interesses stehen. Faktisch bestimmen Musiker wie Madonna und Prince einerseits und Bands wie R.E.M., Metallica, Pet Shop Boys oder U2 andererseits, die Rockmusik des Jahrzehnts, die ihre Erfolge zum Teil unter massivem Medieneinsatz erreichen.

Als Jugendmusik wird die Rockmusik in den 90ern von Hip Hop und Techno abgelöst. Andererseits vereinigen sich zahlreiche Rockbands der vergangenen Jahrzehnte wieder, doch können diese Erfolge, wie auch die kurzlebige Erscheinung des Grunge in Amerika nicht darüber hinwegtäuschen, dass von der Rockmusik keine erheblichen Impulse mehr ausgehen. Stattdessen findet der Rock selbst Anleihen im Hip Hop. Mischformen wie Crossover oder Nu Metal bilden sich heraus.

Die Vormachtstellung der Rockmusik bröckelt, zum einen, weil die heterogene Hörerschaft andere Medien und Medieninhalte gleichsetzt oder gar bevorzugt, zum anderen, weil die Rockmusik selbst soweit diversifiziert ist, dass verschiedene Richtungen kaum mehr als den Sammelbegriff Rockmusik gemein haben.

Das Internet nimmt ebenfalls Einfluss. Illegale Downloads florieren zunehmend, zahlreiche Hörer versorgen sich kostenlos mit Rockmusik und die CD-Verkäufe sinken. Demgegenüber fungiert das Internet auch als Werbe- bzw. Marketingplattform für Bands und Musiker, die so gesteigerte Aufmerksamkeit finden und wachsende Bekanntheit erlangen können. Gegen Ende der 90er stellt sich die Rockmusik als ein Gemisch von mehr oder weniger populären Einzelströmungen dar, in dem Bands wie Oasis, Blur, Nirvana, Faith No More, Smashing Pumpkins, Red Hot Chili Peppers oder Pearl Jam ihre Hörer finden.

Das neue Jahrtausend wird durch eine Retrowelle eingeläutet. Bands wie The Strokes, The Hives oder The White Stripes greifen auf Elemente der 60er zurück und leiten das Garage Rock-Revival ein. Auch der Post-Punk wird wieder belebt, unter anderem von Bloc Party, Franz Ferdinand oder Interpol, die allesamt große Chart-Erfolge feiern. So zeigt sich die Rockmusik zu Beginn des 21. Jahrhunderts abermals als Genre-Konglomerat, dass auf die eigenen geschichtlichen Stilmittel zurückgreift.
 
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Rock'n Roll
 
Der Urknall hat ein offizielles Datum: den 12. April 1954. Gut, es handelt sich in diesem speziellen Fall nicht um die Sache mit dem Universum - kommt in seiner Wirkung dem bislang vermeintlichen Schöpfungsbeginn allerdings sehr nahe. An jenem Tag nimmt eine nordamerikanische Band namens Bill Haley & The Comets in einem Studio der Plattenfirma Decca ihren Song "Rock Around The Clock" auf. Und löst mit ihm rund ein Jahr später als Soundtrack zum Film "Blackboard Jungle" ("Saat Der Gewalt") ein gewaltiges Beben aus, das Musikindustrie und Gesellschaft weltweit derart verändert, wie in der Pop-Historie niemals zuvor - und bislang auch niemals danach. Der Urknall des Rock'n'Roll markiert eine Zeitenwende in der Geschichte der populären Musik, die bis heute nachwirkt.

Natürlich, da ist eine lange Jahre währende Vorgeschichte, die den Boden bis zur eigentlichen Explosion in den Jahren 1955/56 bereitet. Der Rock'n'Roll entsteht aus einem mit vielen Zutaten versehenen Gebräu amerikanischer Musikstile, an dem besonders die farbige Bevölkerung hohen Anteil hat. So kann bereits der 1954 erschienene Song "Sh-Boom" der Band The Chords als dem Rock'n'Roll zugehörig eingestuft werden. Unterschiedlichste Rhythm And Blues- und Gospel-Elemente vermengen sich in den frühen Fünfzigern mit weißem Country. Versehen mit vielfältigsten regionalen Einflüssen entsteht daraus der Rockabilly - eine federnde, tempo-betonte Spielart aus Rock und Hillbilly, wie sie in der betulichen Musikszene dieser Tage bislang unbekannt ist. Der Kriegsgewinnler Amerika pflegt noch immer das Gestern mit seinen traditionellen Werten, Heim und Herd, doch der heranwachsenden Nachkriegsgeneration fehlt etwas. Der Wunsch nach Veränderung, Erneuerung macht sich breit. Ahnend nimmt Nicolas Rays großartiges Kinowerk "Rebel Without A Cause" ("...Denn Sie Wissen Nicht, Was Sie Tun"), mit dem jungen James Dean in der Hauptrolle, 1955 den Geist der kommenden Unruhen künstlerisch eindrucksvoll vorweg.
Landesweit wächst die Zahl der Künstler, denen althergebrachter Country zu zahm erscheint und ihn deshalb immer stärker mit schwarzen Elementen vermischen. Auch textlich lassen sie die üblichen Heile-Welt-Themen außen vor, es dreht sich um die Infragestellung von Althergebrachtem und um die persönliche Sinnsuche mitsamt ungezügeltem, wilden Spaß am Leben, der - Skandal! - auch den außerehelichen Sex beinhaltet. Innerhalb kürzester Zeit schießt eine Schar junger, frischer Musiker empor und verdrängt immer stärker die bislang etablierten Acts aus den Charts: In diesen Tagen sehen gestandene Stars wie Frank Sinatra und Perry Como plötzlich wahrhaftig alt aus und langweilen die Teens mit ihrer Musik als Relikte eines vergangenen Zeitalters. Der skandalumwitterte Jerry Lee Lewis spielt ein aggressives, so noch nie gehörtes Boogie-Piano zu anzüglichen Songtiteln wie "Great Balls Of Fire" . Der Farbige Chuck Berry erfindet den Entengang, während er messerscharfe E-Gitarren-Riffs ins Publikum jagt - und klar sagt, was er eigentlich will: Süße Stunden mit "Sweet Little Sixteen". Mit dem exaltierten Little Richard ("Lucille", "Tutti Frutti") erfährt die noch junge Musikgattung einen weiteren Höhepunkt. Und neben unzähligen Anderen taucht da noch ein smarter, junger Lastwagenfahrer aus Memphis, Tennessee auf: Elvis Aaron Presley.

Presleys Karriere beginnt in einem der legendärsten Geburtsorte des Rock: In den Aufnahmestudios von Sam Phillips' legendären "Sun Records", einem kleinen Label in Memphis, das eine Vielzahl herausragender Künstler protegiert und zu Stars macht. Neben Elvis starten unter anderem Roy Orbison ("Pretty Woman"), Johnny Cash ("I Walk The Line"), Carl Perkins ("Blue Suede Shoes"), Jerry Lee Lewis ("Whole Lotta Shakin Goin' On") und Conway Twitty ("It's Only Make Believe") hier ihre einzigartigen Karrieren. Rock'n'Roll bedeutet eine Fusion, einen Schmelztiegel vielfältigster Elemente und Musikstile, der sich in der Folgezeit zusätzlich in verschiedene Bereiche aufsplittet. Der Doo Wop entsteht - eine schwarze Spielart, bei der Bands einen rhythmischen, mehrstimmigen Chorgesang rund um angesagte Teenager-Themen intonieren. Da sie sich oft zum Üben an Straßenecken treffen, entsteht zusätzlich der Begriff einer "Street Corner Harmony".

Herausragende Künstler dieser Variation sind z. B. The Del-Vikings ("Come Go With Me"), The Penguins ("Earth Angel"), Rosie & The Originals ("Angel Baby") und Little Anthony & The Imperials ("Shimmy, Shimmy, Ko-Ko-Bop"). Überhaupt stehen erstmals schwarze Solo-Künstler landesweit hoch im Kurs und prägen eigene, unverwechselbare Spielarten des Rock und Rhythm And Blues, wie etwa Fats Domino ("Blueberry Hill") oder Bo Diddley ("Bo Diddley"). Die ursprünglich dem Country verhafteten Everly Brothers ("Bird Dog", "Bye Bye Love") profitieren von der Integration des Rhythm And Blues in ihren Songs und entwickeln sich so zu Superstars. Duane Eddy ("Rebel Rouser") ist einer der ersten reinen Instrumentalmusiker - und fasziniert mit so noch nie gehörten, verzerrten E-Gitarren-Klängen, die ihm den Beinamen 'Mr. Twang' einbringen. Johnny & The Hurricanes fegen mit ihrem Instrumental "Red River Rock" durchs Land. Dick Dale( "Let's Go Trippin") und die Beach Boys ("Barbara Ann") feilen später an der Sparte Surf-Sound.

Amerika brennt - und das im wirklichen Sinne: Das Establishment, in Gestalt von Eltern und den üblichen 'Respektspersonen', reagiert geschockt und entsetzt auf die jungen Wilden, die eine ganze Generation ins haltlose, unmoralische, sittenverderbende Leben zu katapultieren drohen. Skurrile und landesweite Aktionen gegen den Rock'n'Roll sind an der Tagesordnung. Ein TV-Moderator zerschlägt während seiner Sendung eine Rock-Schallplatte: "Das ist, was man mit Rock'n'Roll tun sollte". Ein Gebrauchtwagenhändler verspricht, beim Kauf eines seiner Gefährte "in ihrer persönlichen Gegenwart" eine Anzahl Elvis-Platten zu zerbrechen - und verkauft Autos wie nie zuvor. Doch die Jugend feiert weiterhin unbeirrt ihre Helden. Ein Mann steht in diesen Jahren wie kein anderer für die landesweite Radio-Promotion des neuen Sounds - und auch für das jähe Ende seiner Unschuld: Radio-DJ Alan Freed. Trotz landesweiter Anfeindungen propagiert er in den fünfziger Jahren in seiner "Rock'n'Roll Show" unablässig das immer stärker erwachende, ganz eigene Lebensgefühl der nordamerikanischen Jugend mitsamt der dazugehörenden Musik. Doch der sogenannte "Payola-Skandal" beendet um 1959/1960 seine Karriere: Als bekannt wird, dass Alan Freed auch ein "Pay For Play" praktiziert, sprich, Bestechungsgelder der Plattenindustrie annimmt, um deren Produkte zu spielen, bricht für viele Fans eine Welt zusammen.

Um 1960 herum schlägt das Imperium zurück: Selbst Plattenfirmen, die jahrelang den Rock'n'Roll aus inquisitorischem Denken heraus nicht beachteten, springen nun mit auf die Schiene - allerdings mit oftmals glatten und gestylten Künstlern, die speziell für das weibliche Teenager-Klientel ausgesucht werden. So beginnt die Blütezeit des Highschool-Rock'n'Roll - eine große Anzahl junger, gutaussehender Jungs singt zumeist Balladen, die nur vordergründig mit Rock-Accessoires verziert sind. Darunter finden sich Ricky Nelson ("Hello, Mary Lou"), Frankie Avalon ("Venus"), Fabian ("I'm A Tiger") und Johnny Tillotson ("Poetry In Motion"). Der Highschool-Rock'n'Roll bringt trotz des kommerziellen Vordergrunds jedoch ebenfalls bemerkenswerte Künstler und Songs hervor. Zu den bekanntesten gehören Dion & The Belmonts mit unzähligen Hits ("Runaround Sue", "Teenager In Love", "Donna, The Primadonna"), Neil Sedaka ("Breaking Up Is Hard To Do", Happy Birthday Sweet Sixteen", "Calendar Girl"), Bobby Vee ("Rubber Ball", "Take Good Care Of My Baby", "Run To Him") und der spätere Weltstar Paul Anka ("Diana", "Put Your Head On My Shoulders", "Puppy Love").

Zu den weiblichen Stars der Rock'n'Roll-Ära zählt Wanda Jackson, die aggressiv "Let's Have A Party" fordert, während Connie Francis ("Lipstick On Your Collar") doch nur gelegentlich, und dann meist oberflächlich inszeniert, angerocktes Material einspielt. Girlgroups mischen die Charts auf: Den Shangri Las gelingt mit "Leader Of The Pack" eine bewegende, so noch nie da gewesene, düstere Teenrock-Ballade, die Chiffons starten durch mit "He's So Fine" (von dem Jahre später ein gewisser George Harrison die Hauptmelodie für seinen Welthit "My Sweet Lord" stibitzen wird), und die Dixie Cups träumen von einer "Chapel Of Love". Anfang der sechziger Jahre startet die Twistwelle mit Chubby Checker ("Let's Twist Again") und Joey Dee & The Starliters (Peppermint Twist") durch, während Little Eva die Tanzgemeinde zu "The Locomotion" bittet. Del Shannon erweitert den Rock'n'Roll durch den Einsatz hohen Falsetts und exzessiver Orgelarbeit ("Runaway", "Hats Off To Larry").

Inzwischen ist der Rock'n'Roll auch in Europa angekommen - Johnny Hallyday gibt den französischen Elvis, in Deutschland versuchen sich Peter Kraus und die Rockies mit kieksendem Kehlkopf-Überschlag am "Sugar Baby". Ist Peter Kraus ein wirklich weißgewaschenes, harmlos-treudeutsches Rock-Abziehbild, gibt Ted Herold ("Moonlight", "Ich bin ein Mann") zumindest in Optik und Image den rebellisch-authentischeren Gegenpart. Das deutsche Establishment steht den neuen Sounds ähnlich skeptisch gegenüber wie im Ursprungsland. Das verächtliche Wort von "Negermusik" macht die Runde - die Umstände auf Bill Haleys erster Deutschland-Tournee bestärkt die Erwachsenen in ihrem negativen Urteil: Im West-Berliner Sportpalast gehen Fensterscheiben und Mobiliar zu Bruch. Die Presse berichtet von rund 35 Verletzten und einem Sachschaden von gut 50.000 DM. Damit ist klar: Rock'n'Roll verhetzt die Jugendlichen und ist ein Anschlag auf Geschmack und gute Sitten.

Qualitativ erheblich besser stellt sich die Situation in England dar: Schon 1958 landet Cliff Richard mit "Move It" einen Riesenhit. Er und seine Begleitband "The Shadows" dominieren zu Beginn der sechziger Jahre auch die außerbritischen Hitparaden. Doch trotz seines weltweiten Erfolgs beginnt der Todeskampf des Rock'n'Roll schleichend bereits am Ende der fünfziger Jahre. Little Richard wendet sich dem Christentum zu und wird Prediger. Elvis geht zur Army und verliert sein einstiges Feuer. Hoffnungsvolle Nachwuchsstars kommen zu früh ums Leben: 1959 sterben bei einem Flugzeugabsturz die hoch gehandelten Künstler Buddy Holly ("Peggy Sue"), The Big Bopper ("Chantilly Lace") und Richie Valens ("Donna"). In England verunglückt der hochbegabte Eddie Cochran ("C'mon Everybody", "Three Steps To Heaven") bei einem Autounfall tödlich. Sein Beifahrer Gene Vincent ("Be-Bop-A-Lula") überlebt, trägt jedoch lebenslange Folgeschäden davon. Durch die Heirat mit seiner 13-jährigen Cousine fällt Jerry Lee Lewis in Ungnade. Und in England entsteht um 1962 ein brandneuer Sound, der in Kürze ebenfalls die Welt erobern wird: Der Beat, und deren Top-Stars The Beatles läuten eine neue, bahnbrechende musikalische Ära ein.

Trotz danach oft jahrelanger Abwesenheit im Bewusstsein der allgemeinen Pop-Welt ist der klassische Rock'n'Roll allerdings nie gänzlich gestorben. Immer tauchen in der Folgezeit Bands und Künstler auf, die Harmonien und Beats der fünfziger und frühsechziger Jahre ins Gedächtnis zurückrufen: In den Siebzigern etwa die britische Formation Showaddywaddy, die Cover bekannter Fifties-Hits einspielt ("Under The Moon Of Love"). Rocky Sharpe & The Replays ("Rama Lama Ding Dong") begeistern ebenfalls mit Coverversionen ihre Fans. Neben Neuinterpretationen bietet Shakin' Stevens ("This Ole House") eine Menge frischer Kompositionen ("Shirley") und entwickelt sich in den Achtzigern zum Teen-Superstar. Der düstere Alan Vega hüllt mit seinem magischen "Jukebox Babe" klassische Rock'n'Roll-Elemente in einen aufregenden Wave-Sound. Die Stray Cats machen mit "Sexy & Seventeen" nachhaltig wieder auf den Rockabilly aufmerksam. In Deutschland pflegen die Ace Cats ("Heut' Nacht", "Linda") gekonnt Teen-Beats, Cool Cat & The Tailfins ("Mr. Bassman") veröffentlichen zwei Alben in stilechtem Mono-Sound. Eingebettet in die Siebziger und Achtziger liegt die Generation des Punk-Rock, dessen Protagonisten im Prinzip den eigentlichen Rock'n'Roll bis auf seine Grundstrukturen entfleischen (Tempo und simple Akkorde), und ihn mit einer anderen Kontext-Botschaft versehen ('No Future'). Der ebenfalls gitarrenbetonte, zeitnah zum Punk entstehende Wave greift ebenfalls gern auf die Vergangenheit zurück, hier in Gestalt von Blondie ("Denise") oder den Pretenders ("Kid").

In den neunziger Jahren bis ins neue Jahrtausend wächst verstärkt die Zahl von jungen Bands, die die klassischen Strukturen des Rock'n'Roll (und auch Beat) aufgreifen und für neue Generationen entdecken, z. B. Oasis ("Wonderwall"), The Strokes ("Last Nite") und Franz Ferdinand ("Tell Her Tonight"). Die Stars von damals werden wieder hoch gehandelt in der aktuellen Gunst von Musikern und Musikfreunden. Nein, wirklich gestorben ist der Rock'n'Roll als solcher nie; seit seiner Geburt in den fünfziger Jahren hat er sich stets gewandelt, gehäutet und neu erfunden. Für eine neue Zeit, mit neuen Songs, neuen Sounds und einem immer neuen, begeisterten Publikum, das, solange "See You Later, Alligator", "Hound Dog" und all die anderen Kracher stets frische Inspirationen für junge, neugierige Künstler bereit halten, auch die alten Helden nicht sterben lässt. Shake, Rattle And Roll Forever!
 
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Speed Metal
 
Speed Metal ist wenn fünf Gitarristen loslegen und einer ist schneller. Geschwindigkeit ist das, was zählt. Und Genauigkeit, denn neben Schnelligkeit legen die Gitarreros Wert auf eine möglichst saubere Spielweise. Im Vordergrund stehen beim Speed Metal weniger das Riffing, sondern meist 'klassische' Melodien und schnelle Licks.

Die herausragende Stellung von Leadgitarren, meist zweistimmig, versteht sich dabei von selbst. Von den Drums gibts immer wieder ordentlich Doublebass-Power zu hören und wer von Gebrüll statt Gesang spricht, kommt den Tatsachen ziemlich nahe.
Diskussionswürdig bleibt, inwieweit der Speed Metal als eigenes Genre gilt, da er eng mit dem Thrash- und Power Metal verwandt ist. Vor Allem Speed- und Thrash Metal werden gerne und oft synonym verwendet.

Deutlicher ist die Abgrenzung zum Power Metal, da beide auf unterschiedliche Wurzeln zurückschauen. Während der Power Metal sich aus dem traditionellem (Glam) Rock entwickelt, keimt Thrash und Speed aus der Verschmelzung von Punk, Rock und Hard Rock auf. Beides geschieht fast zeitgleich irgendwann in den späten 70ern/frühen 80ern.

Doch wer genau ist nun in Hochgeschwindigkeit unterwegs? Manche zählen frühe Metallica, aber auch Anthrax, Megadeth und Exciter dazu, also Bands aus dem Thrash-Umfeld. Mehr im Power Metal beheimatet, bedienen sich Helloween, Hammerfall und Dragonforce dieser Spielweise.
 
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Trash-Metal
 
Thrash Metal, Speed Metal, Death-Metal, Black Metal, - die Übergänge sind fließend und eine Kategorisierung der einzelnen Bands meist schwierig. Alle sind Spielarten des Heavy Metal, welcher sich in seiner Herkunft auf den Rock bezieht, der sich auch nur auf den Blues berufen kann. Lasst es mich also so formulieren:

Mitverantwortlich für den Begriff Thrash Metal sind Bands wieSlayer und, man sollte es heute beinahe nicht mehr glauben, Metallica. Die Bay Area war in den 80ern so etwas wie eine Brutstätte für schnelle, aggressive Sounds und brachte unter anderem Bands wie Forbidden, Vio-lence, Flotsam & Jetsam oder Heathen ans Tageslicht, wovon einige Mitglieder in anderen Bands, bzw. die Bands immer noch aktiv sind.
Obwohl Amerika viele der Großen im Metal Bereich hervorbrachte, darf man den teutonischen Underground nicht vergessen. Destruction, Sodom und Kreator sind Namen, die in diesem Zusammenhang fallen müssen. Viele der heutigen Death- und Black Metal Bands berufen sich auf deutsche (Thrash) Bands als Vorbilder. Der Thrash Metal wird gemeinhin als die nächst härtere, aggressivere Stufe im Heavy Metal angesehen.

Aggressivität in Musik, Gesang und oft auch Texten zeichnen diese Sparte aus. Slayer zum Beispiel sahen es ganz und gar nicht als Nachteil an, dass die Gitarristen ihre Instrumente anfangs mehr als dürftig beherrschten. Daraus aber jetzt zu folgern, dass Thrash-Bands keine guten Instrumentalisten sein dürfen, können, sollen, wäre definitiv falsch. Ganz im Gegenteil glänzten Bands wie Exodus oder Forbidden durch spektakuläre Soli, die sich die Gitarristen wie Bälle gegenseitig zuspielten.

Auffallend ist jedoch, dass viele der alten Metal Bands sich inzwischen von ihren Roots entfernt haben und auf deutlich softeren Bahnen wandeln. Dies zeigen nicht nur Metallica überaus deutlich, sondern auch Acts wie Megadeth oder Testament, die inzwischen wieder deutlich härter zur Sache gehen. Auf der anderen Seite sind da aber auch Bands wie Slayer, die reformierten Destruction oderMachine Head , die jetzige Band vom alten Vio-lence Gitarrero Rob Flint, die kaum einen Zentimeter von ihrem alten Weg abweichen und den Thrash Metal mit einem kräftigen Tritt ins nächste Jahrtausend befördern werden.
 
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Viking Metal 
Als Untersparte des Black Metal entwickelte sich der Viking Metal, der selbst bald verschiedenste Ausformungen wie Viking Death Metal, Pagan Metal oder Folk Metal finden sollte.

Wie der Name vermuten lässt, spielen im Viking Metal die Wikinger und Germanen und deren Sagen und Erzählungen über alte Traditionen und Mythen eine entscheidende Rolle. Die Texte sind in erster Linie spirituell und naturbezogen, geben aber auch längst vergangene Schlachten, Kriege und Feldzüge wieder – etwa solche der paganen Bevölkerung gegen den größer werdenden Einfluss des Christentums. Wie umfangreich die Thematik ausgeschlachtet werden kann, zeigt die stetig wachsend Anzahl an Bands dieses Genres.

Musikalisch integrieren Viking Metal-Bands hymnische und folkloristische Elemente in ihre Kompositionen. Klarer Gesang, Flöten, Pauken, Trommeln, Akkordeon, Dudelsack oder Fideln unterstützen die Wald- und Wiesenromantik. Einen kräftigen Humppa-Touch bringen Finntroll ein. Da sich sogar die ‚Kinder’ der Schwarzwurzeln gerne verkleiden, setzen viele Viking Metal-Bands ihr musikalisches Konzept auf der Bühne passend um, indem sie sich in Felle hüllen – Minimalistische hängen sich zumindest mit Met gefüllte Trinkhörner um.
Wegbereiter des Genres war die schwedische Black Metal Band Bathory und ihre Platten "Blood, Fire, Death" und "Hammerheart". Von Skandinavien ausgehend, streuten Kapellen wie Enslaved, Borknagar, Kampfar, Thyrfing oder Vintersorg dann den wahren Viking Metal unters Volk. Da Wickie und seine Crew nicht in Deutschland hausten, haftet Bands wie Falkenbach oder Ensiferum hierzulande auch das Etikett Folk Metal an.

Hin und wieder rücken die Black Metal-Wurzeln etwas in den Hintergrund, viele Kapellen lösten sich auch ganz von ihren schwarzmetallischen Anfangstagen. So fehlt oft die typische Härte, das Ganze kann besinnlich klingen oder gar lustig zum Feiern und Trinken einladen.

Bald griff auch der Death Metal die alten Heldensagen auf und rief Odin an, um daraus den Viking Death Metal entstehen zu lassen. Wie gut es sich für Todesmetaller auf Wikingerschiffen fährt, zeigt sich am Erfolg von Unleashed und Amon Amarth.
 
 
 
 

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